DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Heiße Luft

Was sagt uns das? Eine neue chinesische Maschine soll das Sterben lehren

Wiedergeburt: Nach der Verbrennung landet der Teilnehmer in einer weichen Kapsel

Anfang September wird in Schanghai der „Samadhi – 4D Experience of Death“ eröffnet – ein Todessimulator. Die Erfinder der sargähnlichen Box, Din Rui und Huang Wei-Pin, sind Betreiber einer Sterbeorganisation, die krebskranke Patienten in ihrer letzten Lebensphase begleitet. Weil es aber frustrierend ist, immer wieder Familien zu sehen, die ob der Vorbereitung auf den baldigen Tod ihrer Angehörigen zusammenbrechen, entwickelten sie die Maschine. Der Todessimulator soll Menschen auf das Ende vorbereiten.

Innerhalb des Simulators muss der Teilnehmer mehrere Tests bestehen. Ob das gelingt, oder nicht: Die Simulation endet in einem Krematorium. Schmerzhafte Heißluft und Lichteffekte sollen das Erlebnis so realistisch wie möglich machen. Nach der simulierten Verbrennung landet der Teilnehmer in einer weichen Kapsel, die als Gebärmutter eine Wiedergeburt symbolisiert.

Der Effekt, den die Erfinder erzielen wollen, ist zweierlei: Die Besucher sollen die Angst vor dem Tod verlieren. Und sie sollen das Leben wieder schätzen lernen. Aha.

Wie aber kann man den Tod simulieren, wenn man gar nicht weiß, wie das mit dem Sterben wirklich geht? Heiße Luft und Lichteffekte? Davon haben bislang nur wenige Menschen mit realen Nahtoderfahrungen berichtet.

Viel bedenklicher aber ist, dass es nun offenbar eines Apparats bedarf, um den Wert des Lebens wieder schätzen zu lernen. Stattdessen könnte man auch einfach mal vor die Türe gehen.

DENIS GIESSLER