Deutsche-Bank-Chef angeklagt

KIRCH-PLEITE Staatsanwaltschaft beschuldigt neben Jürgen Fitschen auch dessen Amtsvorgänger Ackermann und Breuer. Sie sollen die Justiz getäuscht haben

Die Banker sollen gelogen haben, um Kirchs Schadenersatzforderungen abzublocken

MÜNCHEN rtr | Deutsche-Bank -Co-Chef Jürgen Fitschen steht in München unter Anklage. Nach langwierigen Ermittlungen wegen versuchten Prozessbetrugs hat die Staatsanwaltschaft die Anklageschrift gegen Fitschen, seine Amtsvorgänger Josef Ackermann und Rolf Breuer sowie weitere Exvorstände beim Landgericht München eingereicht, wie Verfahrensbeteiligte der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Die Süddeutsche Zeitung berichtete ebenfalls von der Anklage. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen die Banker ermittelt, weil diese im Prozess des Medienunternehmers Leo Kirch und seiner Erben gegen die Bank die Justiz getäuscht haben sollen, um Kirchs Schadenersatzforderungen abzublocken.

Das Landgericht München prüft nun offenbar, ob es die Anklage zulässt und ein Gerichtsverfahren beginnt. Die Deutsche Bank, die sich stets hinter Fitschen gestellt hat, wollte die neuen Entwicklungen nicht kommentieren. Justizsprecher hatten bereits durchblicken lassen, dass eine Anklage in Vorbereitung ist, sich aber zum Stand des Verfahrens bedeckt gehalten.

Kirch, der 2011 starb, und seine Erben hatten der Bank die Schuld am Zusammenbruch der Mediengruppe gegeben. Sie hatten die Ansicht vertreten, Breuer habe den Konzern mit einem Interview im Februar 2002 in die Pleite treiben wollen, um lukrative Aufträge für die Bank aus der Zerschlagung der Kirch-Gruppe zu bekommen. In dem Schadenersatzprozess hatten fast alle Deutsche-Bank-Manager übereinstimmend den Vorwurf Kirchs zu widerlegen versucht. Nur der heutige Co-Chef Fitschen hatte ausgesagt, er könne sich an die jahrelang zurückliegenden Geschehnisse nicht erinnern. Das Oberlandesgericht München wies der Bank schließlich eine Mitverantwortung für den Zusammenbruch zu und verurteilte sie zu Schadenersatz. Bevor das Gericht in einem zweiten Schritt die Schadenshöhe ermitteln konnte, einigte sich die Bank mit den Kirch-Erben auf einen Vergleich: Die Bank zahlte 925 Millionen Euro. Die Kirch-Erben beendeten ihre jahrelangen Attacken auf den Konzern, die mehrere Gerichte beschäftigt hatten.