Palparan, der „Schlächter“

Im Morgengrauen hat eine philippinische Spezialeinheit nach einem Hinweis Jovito Palparan in einem Haus in der Hauptstadt Manila im Schlaf überrascht und festgenommen. Fast drei Jahre lang war Palparan auf der Flucht gewesen, er galt als einer der meistgesuchten Männer des Landes. Dem hageren Exgeneral, unter dem Namen „Schlächter“ berüchtigt, werfen Menschenrechtler vor, in Morde und Entführungen verwickelt gewesen zu sein.

So wird der heute 63-Jährige unter anderem für das Verschwinden zweier linker Studentinnen 2006 verantwortlich gemacht. Laut Augenzeugen waren die beiden jungen Frauen von Truppen unter Palparans Kommando gefoltert, vergewaltigt und zu Tode verbrannt worden. Die philippinische Menschenrechtsorganisation Karapatan hatte eines der von Palparan befehligten Bataillone als „Folterbataillon“ bezeichnet. Der einstige General, der außerdem Truppen im Einsatz gegen kommunistische Rebellen der „Neuen Volksarmee“ angeführt hatte, bestreitet jedoch jegliche Verwicklung in Gräueltaten.

Geboren wurde Jovito Palparan am 11. September 1950. Er studierte unter anderem Betriebswirtschaft und wurde nach seiner Militärzeit Parlamentsabgeordneter. Ende 2011 erließ die philippinische Polizei Haftbefehl gegen ihn. Palparan tauchte unter und versuchte zwischenzeitlich, das Land zu verlassen.

Justizministerin Leila de Lima erklärte, dessen Festnahme zeige, dass es der Regierung unter dem seit Mitte 2010 amtierenden Präsidenten Benigno Aquino ernst sei, die Kultur der Straflosigkeit zu beenden. Allein während der fast zehnjährigen Amtszeit von Aquinos Vorgängerin Gloria Arroyo, die Jovito Palparan auszeichnete, sind nach Angaben von Menschenrechtlern bis zu 1.200 Aktivisten ermordet worden. Kritiker erklärten, die Straflosigkeit bei politischen Morden sei immer noch weit verbreitet und die Verhaftung Palparans überfällig gewesen.

Der Exgeneral, auf den ein Kopfgeld von umgerechnet über 35.000 Euro ausgesetzt war, leistete bei seiner Festnahme keinen Widerstand. Er habe sich einzig davor gefürchtet, in die Hände seiner mutmaßlichen Feinde – nämlich kommunistischer Rebellen – zu fallen. NICOLA GLASS