Der Sir am Fluss

Der britische Stararchitekt Norman Foster designt die Duisburger Innenstadt neu – mit Glas und Wasser

Das Helle, Fließende hat es Norman Foster angetan: Die Menschen wollten sich am liebsten in der Nähe von Wasser aufhalten, sagt der britische Architekt immer. Deshalb spielt sein neuer Plan für die Duisburger Innenstadt mit den dort fließenden Ruhr und Rhein. Denn die „Waterfront“ allein sei 114 Kilometer lang, die Stadt bestehe zu zehn Prozent aus Wasser. Gute Voraussetzungen für Foster also, der gestern seinen Masterplan für ein neues Duisburg vorstellte.

Der Planer der Berliner Reichstagskuppel hat schon den Duisburger Innenhafen konzipiert, der mittlerweile der schickste Stadtteil der armen Kommune ist. Dort finden sich nun Tapasrestaurants, Anlegestellen für Motorboote und gläserne Lofts. In Duisburg ging sein Plan auf: Am Hafen wohnen junge AufsteigerInnen und wohlhabende Familien. Jetzt setzt Foster wieder auf das Wohnen an der „waterfront“, auf Angebote, die „dem 21. Jahrhundert gerecht werden“.

Sein Engagement für Duisburg ist erstaunlich für eine Weltberühmtheit wie Foster. Er entwarf den Dresdner Hauptbahnhof, den gurkenförmigen Glastower in London und das Essener Design-Museum. So illuster sieht es in Duisburg nicht aus: Nur wenige hundert Meter von der Fosterschen Wasserstraße entfernt verödet die graue Einkaufszone. Die Dächer über den Schaufenstern sind vergilbt, die quadratischen Glasvitrinen stehen oft leer oder stellen seltsame Trachten oder Lederkostüme aus. Billigshops reihen sich an Spielbuden. Dieses Zentrum soll in Zukunft noch dichter werden und 25 Prozent mehr Menschen anziehen, die Freizeit und Arbeit verknüpfen wollen. Helfen dabei sollen ein starker Ausbau von Bus und Bahn, ein modernisierter Bahnhof, neue Landmarken und ein großes kulturelles Angebot.

Vielleicht sieht Foster heute in der Stadt am Rhein auch seine Jugend wieder: Er studierte in den 1960er Jahren in der schmutzigen Industriestadt Manchester, die erst in den vergangenen Jahren von Labour mit vielen Pfunden wieder rausgeputzt wurde. Jüngste Übereinstimmung: Ende Januar beschloss die englische Stadt für 400 Millionen Euro ein Kasino zu bauen. Vor einer Woche erst hat Duisburg seine Spielhölle mit 28 Tischen und mehr als 300 Automaten eröffnet. Der gläserne Bau steht mitten im Zentrum – dort, wo Norman Fosters neue Ideen verwirklicht werden sollen. ANNIKA JOERES