Sommer auf dem Catwalk

Langweiliges Grau oder ein aufreizendes Outfit à la Schulmädchenreport – um Schuluniformen ranken sich Vorurteile. Eine Modenschau des Schulministeriums räumt auf. Oder auch nicht

VON SARAH-LENA GOMBERT

Blitzlichtgewitter. Laute Popmusik. Presseleute schwirren um den Catwalk im Düsseldorfer Museum Kunstpalast. Ein tolles Event für die SchülerInnen der vier Berufskollegs, die im Rahmen einer Modenschau vor Schulministerin Barbara Sommer (CDU) und geladenem Publikum ihre eigenen Vorstellungen von einheitlicher Schulkleidung präsentierten.

„Das Schulministerium hat uns gebeten, für die Modenschau Schuluniformen zu entwerfen“, sagt Hedwig Schomacher, Schulleiterin des „Berufskollegs Vera Becker“ aus Krefeld. Die Werbung scheint auch nötig: Lediglich drei Schulen in NRW haben bislang einheitliche Schulkleidung eingeführt. Seit Beginn des Schuljahrs dürfen die Schulen in NRW selbst entscheiden, ob sie eine einheitliche Schulkleidung wollen.

Auf den eigenen Internetseiten wirbt das Schulministerium mit den Einzelfällen, in denen das Projekt bisher verwirklicht wurde. Trotz der demonstrativen Begeisterung für die Schuluniform verfügt das Ministerium jedoch über keine konkreten Zahlen, wie viele Schulen die Uniform tatsächlich eingeführt haben, beziehungsweise sich dafür interessieren.

Mit der Modenschau wollte man nun zum Einführen der Kleidung anregen. „Wir möchten einen gemeinsamen Look, eine gemeinsame Kleidung haben“, sagt Schulministerin Sommer vor Beginn der Modenschau. Weg vom Markenwahn, das sei der richtige Ansatz.

Bislang scheint sich das Interesse der Schulen aber in Grenzen zu halten. „Die Schulen in NRW haben eben andere Sorgen“, sagt Udo Beckmann, Landesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung NRW. Zu große Klassen seien beispielsweise an den Schulen ein relevanteres Problem als die Kleidung, so Beckmann.

Unbeschwert von solchen Problemen hüpften auf der Düsseldorfer Modenschau ein paar Grundschüler über den Catwalk. Nach deren Wünschen haben SchülerInnen der Elly-Heuss-Knapp-Schule aus Düsseldorf fröhlich bunte Kleidung entworfen. Da schmolz auch den Kameramännern das Herz, als die Kleinen mit Hoola-Hoop und Springseilchen auf der Bühne herumtollten.

Für Augenrollen sorgten hingegen einige Modelle für ältere Schülerinnen, die wohl selbst den Kameraleuten im Zusammenhang mit Schulkindern zu schlüpfig schienen: Die Models zeigten sich zum Teil in äußerst knappen Röckchen, engen Blusen und Kniestrümpfen – Schulmädchenreport lässt grüßen. „Wir haben uns bewusst für ein kreatives und freches Outfit entschieden“, sagt Hedwig Schomacher. „Wenn man mit grauen Uniformen wirbt, dann wäre das Projekt sicherlich nur von wenig Erfolg gekrönt.“ Doch eine tatsächliche Umsetzung der aufreizenden Entwürfe sieht die Schulleiterin nicht. Ohnehin wird die Schule wohl mit keinem ihrer Modelle in Serienproduktion gehen. „Es ging bei der Modenschau darum, die Auseinandersetzung mit dem Thema anzuregen.“

Die Schulministerin jedenfalls ist sichtlich begeistert von der Schuluniform. So begeistert, dass sie dem Catwalk nicht wiederstehen kann und selbst ein Kostüm präsentiert. Mit der Modenschau ist das Projekt Schuluniform für die Berufskollegs beendet. Für viele Schulen in NRW hat es noch gar nicht angefangen.