Füchse lächeln verschmitzt

HANDBALL Obwohl sie in der Tabelle abrutschen, sind die Berliner Handballer mehr als zuversichtlich. Denn mit dem Spanier Iker Romero wird künftig ein gefeierter Torewerfer im Rückraum arbeiten

MANNHEIM taz | Angeschlagen sah Dagur Sigurdsson am Dienstagabend keineswegs aus, eher das Gegenteil schien der Fall. Der Trainer der Füchse Berlin saß dort oben auf einem kleinen Podest, bisweilen lächelte er verschmitzt– und all das ergab den Eindruck: Die Welt muss weitgehend in Ordnung sein für den Mann aus Island und seine Bundesligahandballer aus der Hauptstadt.

Nicht, dass man Sigurdsson das nicht gönnen würde, er ist schließlich ein netter Kerl, so wie fast alle Isländer. Aber komisch wirkte es schon. Schließlich hatten seine Füchse kurz zuvor erst die zweite Niederlage binnen nur etwas mehr als 48 Stunden kassiert, weil sie der als Schmach empfundenen 22:35-Klatsche gegen Hamburg am Sonntag gerade ein 32:33 bei den Mannheimer Rhein-Neckar Löwen hatten folgen lassen.

Natürlich: Ein anderer, besserer Ausgang des Spiels im Badischen wäre den Füchsen lieber gewesen, zumal die Möglichkeit dazu nach einer jederzeit kämpferischen Partie bis zum Schlusspfiff bestand. Dass am Ende dann doch die Minuspunkte Nummer 12 und 13 aufs Tabellenkonto geschaufelt wurden und als Folge dessen Platz drei mit Rang vier getauscht werden musste, wurde keineswegs als größere Tragik empfunden. Sigurdsson lobte seine Mannschaft sogar. „Wir haben gut gekämpft und Charakter gezeigt“, merkte er an. Mit einem Sieg bei den ambitionierten Löwen hatten sie eh nicht gerechnet. Füchse-Manager Bob Hanning hatte die Partie zuvor gar als „Aufbauspiel“ bezeichnet. Nun, danach, empfahl Sigurdsson: „Wir sollten die Partie möglichst schnell abhaken.“

Es ist erstaunlich, mit welcher Gelassenheit die Oberfüchse Hanning und Sigurdsson mit der absteigenden Füchseformkurve umgehen, die ihre Mannschaft seit Wiederaufnahme des Spielbetriebs nach der WM Mitte Februar gezeichnet hat. Mittlerweile, nach acht Minuspunkten aus den letzten sieben Spielen, ist aus Platz zwei Rang vier geworden. Die große Ernüchterung ist deswegen aber nicht eingekehrt, dafür haben sie schon ihren Höhenflug stets realistisch gesehen. „Wir sind noch meilenweit weg von den drei Großen“, hat Sigurdsson das unlängst mit Blick auf Hamburg, Kiel und eben die Rhein-Neckar Löwen formuliert. Und in der Tat: Gegen alle drei haben die Berliner gerade verloren, auch deshalb hat sich ihr Minuskonto erhöht. Allerdings birgt just dies auch Gutes in sich: Die Füchse haben die Angstgegner jetzt hinter sich, die Mannheimer Löwen hingegen, seit Dienstag neuer Tabellendritter, müssen noch gegen Kiel, Hamburg und Flensburg ran. Selbst Rang drei und die damit verbundene Champions-League-Qualifikation bleibt für die Berliner also im Bereich des Möglichen.

Die Eliteliga wäre die angemessene Spielwiese für jenen Angreifer, den die Füchse ebenfalls am Dienstag verpflichtet haben. Da wurde bekannt, dass der spanische Weltklasse-Rückraumspieler Iker Romero für drei Jahre ein Fuchs wird. Das ist eine kleine Sensation. „Er weiß, wie man Titel holt“, sagte Manager Hanning. Es klingt, als sei die Welt der Füchse derzeit wirklich völlig in Ordnung. FRANK KETTERER