An den betroffenen Kindern vorbei

betr.: „Wer hat Angst vor Mutter Ursula?“, taz vom 24. 2. 07

Der in Ihrer Samstagausgabe groß deklarierte Artikel über die Krippenplätze ist mir zu polemisch und Ihre Kommentare zu einseitig. Ich hätte mir mehr Rüstzeug, sprich fundiertere und breitgefächertere Sachargumente von Fachleuten, wie anerkannten Soziologen, Psychoanalytikern und Forschern, die sich mit der Entwicklung von Kleinkindern befasst haben, für eine lebhafte Diskussion gewünscht. Stattdessen geht es in Ihren Kommentaren um politische Interessen und deren Machterhalt. Mal wieder an den betroffenen Kindern vorbei!

Seit vielen Jahren therapiere ich Kinder und Jugendliche und sehe, dass viele Verhaltensauffälligkeiten auf die Diagnose „Frühkindliche Beziehungsstörung“ zurückzuführen sind. Zusätzlich werden wir fast täglich mit Horrormeldungen von Kinderkriminalität – auch aufgrund von Vernachlässigung und Einsamkeit – gefüttert. Ich bin der Auffassung, dass Familien bzw. Alleinerziehende mit Kleinkindern finanziell unterstützt werden sollten, damit ein Elternteil ihr Kind in den ersten drei Jahren zuhause betreuen kann. Aber dazu müsste wohl ein anderes Bewusstsein geschaffen werden!

BRIGITTE BECK-STADELHOFER, Hamburg