Brrrrooooaaaamm!

Ein Beitrag zum Klimawandel: Im ostwestfälischen Delbrück soll ein neuer Sportwagen hergestellt werden

Das ostwestfälische Delbrück ist bisher für seinen schiefen Kirchturm und das Volksfest Katharinenmarkt bekannt. Landstraßen gibt es rund um die Kleinstadt in der Nähe von Paderborn auch zur genüge, auf denen in den vergangenen Jahren Jugendliche in getunten Opel oder VW mit wildgewordenen Landräten in der Dienstlimousine um die Wette rasten. Da trifft es sich gut, dass Delbrück nun auch ganz offiziell zur Autostadt ausgerufen wird: Noch in diesem Jahr soll dort nämlich ein neuer Sportwagen produziert werden.

300 PS stark und 270 Stundenkilometer schnell soll der neue Artega GT sein. Entwickelt hat ihn die Autozulieferfirma Paragon mit ihrem Chef Klaus Dieter Frers – eigentlich nur, um in einem eigenen Modell die neueste Interieurtechnik vorführen zu können. Weil Frers aber ein Autonarr ist, der auf seinem Privatgrundstück die wohl überdimensionierteste Garage der Region unterhält, soll es nicht beim Prototyp bleiben: Mit Hilfe des früheren Maserati-Managers Karl-Heinz Kalbfell sollen in einer neuen Fabrikanlage pro Jahr 500 Exemplare des 75.000 Euro teuren Renners gebaut werden. „Der Artega verbindet die Emotionen eines Hochleistungssportwagens mit den Qualitäten eines Reisesportwagens“, dichten die Paragon-Werber. Ein Drei-Liter-Auto werde der Wagen zwar nicht gerade – dafür sei er mit 1,18 Meter Höhe „so flach wie ein Lambarghini Gallardo“.

Ostwestfalens neues Maranello befindet sich ob der Rennwagen-Träume nun im Geschwindigkeitsrausch: Die Lokalpresse jubiliert, und der Rat erlaubte den Konstrukteuren sogar per offiziellem Beschluss, das Stadtwappen auf der Frontseite anzubringen. „Ein bisschen modifiziert wird es schon“, sagt Bürgermeister Robert Oelsmeier. Der CDU-Politiker freut sich über 50 neue Jobs und hofft, dass „der eine oder andere Delbrücker seinen Mercedes- oder BMW-Sportwagen gegen einen Artega eintauscht“. Die Feierlaune will er sich auch nicht durch die leidige Debatte über Kohlendioxidemissionen und Spritverbrauch verderben lassen: „Das Weltklima rettet man nicht dadurch, dass ein paar Sportwagen weniger gebaut werden“, sagt er. „Ich finde daran nichts Unanständiges.“

Nächste Woche wollen die Macher den Artega auf dem Genfer Autosalon vorstellen. Laut Firmensprecher Matthias Hack weckt der neue Flitzer schon jetzt mehr Interesse als zehn schiefe Kirchtürme: „Hier überschlägt sich alles.“ KLAUS JANSEN