Ungeliebtes HCB

Giftmüllimport aus Australien unnötig: Papier beweist, dass Müll „down under“ entsorgt werden kann

HERTEN taz ■ Der Import von australischem Giftmüll nach Nordrhein-Westfalen steht vor neuen Hindernissen. „Das Genehmigungsverfahren liegt zur Zeit auf Eis“, erklärte das Umweltministerium gestern. Die australischen Behörden müssten noch beweisen, dass der mit Hexachlorbenzol verseuchte Müll nicht vor Ort entsorgt werden kann. Dies ist eine Bedingung des Baseler Abkommens, dass den internationalen Transport von Giftmüll regelt. „Wir gehen davon aus, dass die Australier dies sorgfältig prüfen,“ erklärte Sprecherin Sabine Raddatz der taz.

Dass der Transport zustande kommt, wird damit immer unwahrscheinlicher. Bereits im September 2006 unterbreitete die australische Firma Dolomatrix dem Mülleigentümer Orica das Angebot, den Sondermüll in Australien zu entsorgen. Aus dem Schreiben, das der taz vorliegt, geht hervor, dass eine Entsorgung des Mülls durch das Plascon-Verfahren möglich ist. Hierbei wird das HCB unter Plasma-Schutzgas bei einer Temperatur von 10.000 Grad verbrannt. Laut Dolomatrix ist diese Entsorgungsart kommerziell erträglich verwendbar.

Dennoch sei der Transport nach Deutschland billiger als eine Entsorgung „down under“ wie Joachim Jürgens von der Bürgerinitiative „Pro Herten“ erklärt. Er gehe trotzdem davon aus, „dass der Transport nicht zustande kommt.“ Das NRW-Umweltministerium will weiterhin keine endgültige Klärung der Frage erzwingen: „Wir stehen im Kontakt, aber drängen nicht auf eine Entscheidung“, so Raddatz. Die ehemalige Landes-Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) kritisierte am Mittwoch die Haltung des Ministeriums. Gegenüber dem WDR erklärte sie: „Wenn man wartet, bis eine offizielle Stellungnahme vorliegt, hat man bereits einen Fehler gemacht.“

CHRISTIAN WERTHSCHULTE