AFRIKANISCHE EINGREIFTRUPPEN KÖNNEN IN SOMALIA WENIG BEWIRKEN
: Kostspielige Ablenkung

Es gibt wenig Präzedenzfälle für die Entsendung einer multinationalen afrikanischen Eingreiftruppe in ein afrikanisches Bürgerkriegsland. Liberia bekam in den 90er-Jahren eine Truppe von Westafrikas Regionalorganisation Ecowas (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft) unter Führung Nigerias, um den Vormarsch des Rebellenführers Charles Taylor aufzuhalten. Die Truppe verzögerte Taylors Sieg in freien Wahlen lediglich um ein paar Jahre, und die Nigerianer insbesondere taten sich durch massive Plünderungen hervor, so dass die Abkürzung der Eingreiftruppe „Ecomog“ im Volksmund bald mit „Every Car Or Moving Object Gone“ wiedergegeben wurde. Dennoch gilt Ecomog bis heute als Vorbild für panafrikanisches Eingreifen.

Die afrikanische Eingreiftruppe „Amisom“ für Somalia kommt in ein nicht weniger gefährliches Umfeld. Sie soll in der Hauptstadt Mogadischu eine ungeliebte Regierung gegen eine skrupellose Untergrundguerilla verteidigen – eine Konstellation, die dem Liberia der frühen 90er-Jahre verdächtig ähnlich sieht. Ihr Kern besteht aus Soldaten aus Nigeria sowie aus Uganda, dessen Armee sich bei ihrem Eingreifen im Kongo nicht immer gesetzestreu verhalten hat; dazu kommt unter anderem ein Kontingent aus Burundi, selbst Stationierungsort einer Mission der Afrikanischen Union. Man muss kein Pessimist sein, um die friedensstiftende Wirkung dieser Eingreiftruppe zu bezweifeln.

Die wirklichen Impulse für eine Befriedung Somalias können derzeit nicht aus Afrika kommen. Die USA, die sehr deutlich Partei für Somalias heutige Regierung ergriffen, sowie die arabischen Länder, dank denen Somalias von der Macht gejagte Islamisten überhaupt erst stark wurden – das sind die beiden eigentlichen Machtfaktoren. Sollten sie gemeinsam an politischer Versöhnung und Annäherung in Somalia arbeiten, hätten vielleicht die Friedenskräfte des Landes den Raum, den sie brauchen, um sich gegen Warlords zu behaupten. Eine solche Kooperation wäre zugleich ein ermutigendes Signal für den gesamten Nahen Osten. Die AU-Truppe hingegen ist zum jetzigen Zeitpunkt eine kostspielige Ablenkung. DOMINIC JOHNSON