Alte Besen kehren gut

So jung kommt man bei der Hamburger SPD nicht mehr zusammen: Nach Tagen der Selbstdemontage setzt die Partei die Suche nach einem Spitzenkandidaten fort. Gerüchte deuten auf Altbürgermeister Henning Voscherau hin

Die Hamburger SPD braucht derzeit für den Spott nicht zu sorgen. Erst hatte der Parteivorstand Parteichef Mathias Petersen demontiert, indem er dessen Pläne, als Spitzenkandidat bei der Wahl im nächsten Jahr gegen CDU-Bürgermeister Ole von Beust anzutreten, mit einem Misstrauensvotum durchkreuzte. In dem daraufhin offen ausbrechenden Machtkampf trat Petersens Stellvertreterin, Dorothee Stapelfeldt, gegen den Parteichef an. Die Mitglieder stimmten ab, nur um dann erfahren zu müssen, dass bei der Wahl knapp Tausend Briefwahlstimmen verschwunden waren, die Wahl also ungültig war.

Schlimmer kann es für eine Partei, die sich bis dahin Umfragen zufolge sogar Hoffnungen auf einen Wahlsieg machen konnte, nicht kommen. Die logische Konsequenz, der Rücktritt des gesamten Vorstands, war eine so schwere Geburt, dass aus der Berliner Zentrale eigens ein Geburtshelfer in Gestalt des Generalsekretärs Hubertus Heil anreisen musste.

Seitdem sollte eigentlich alles klar sein. Im März soll es einen Parteitag geben, auf dem ein neuer Landesvorstand und ein Spitzenkandidat gewählt werden, bis dahin führt der bisherige Landesvorstand „die Geschäfte kommissarisch“, so steht es in dem Selbstauflösungsbeschluss, mit dem die Parteiführung einen Schlussstrich unter den Skandal ziehen wollte.

Doch ganz so einfach scheint das nicht zu sein. „Petersen sorgt für neue Irritationen“, titelte gestern die Hamburger Morgenpost und bezog sich auf den Umstand, dass wohl seine Konkurrentin Stapelfeld, nicht aber der Noch-Parteichef eine erneute Kandidatur ausgeschlossen hatte.

Sowohl die Morgenpost als auch das Hamburger Abendblatt bringen als Favoriten für die Petersen-Nachfolge einen Mann ins Gespräch, der schon einmal Bürgermeister in Hamburg war: Henning Voscherau. „Läuft alles auf Voscherau hinaus?“, fragte das Abendblatt und druckte groß ein Bild des Ex-Bürgermeisters, das ihn in staatsmännischer Pose zeigt.

Gerüchteweise soll Petersen selbst Voscherau gebeten haben, zu übernehmen. Der ist schon 65, hat aber einen Vorteil: Die Hamburger kennen ihn. WIE