Protest bei Schering

Mitarbeiter gehen gegen den Stellenabbau auf die Straße. Betriebsrat: „Sozialer Frieden ist gefährdet“

„Völlig inakzeptabel“ findet Norbert Deutschmann, der Betriebsratsvorsitzende der Bayer Schering Pharma AG, den geplanten Abbau von 950 Arbeitsplätzen. „Die Schmerzgrenze ist deutlich überschritten“, sagt er nach der Betriebsversammlung am Freitagvormittag, auf der die Unternehmensführung die Stellenreduzierung konkretisiert hat.

Laut Deutschmann hat der Betriebsrat dem Vorstand eine Frist bis 13. März gesetzt, um mit den Arbeitnehmervertretern „Eckpunkte“ der Integration von Schering in den Bayer-Konzern zu vereinbaren. Diese sollen den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen enthalten – sonst sei der „soziale Frieden“ gefährdet. Ob das Streiks bedeutet, will Deutschmann nicht sagen.

Im Anschluss an die Betriebsversammlung ziehen 2.700 Schering-Mitarbeiter in einem Protestmarsch zum Firmensitz in Wedding. „Schering war unser Zuhause. Wir haben keine Alternative, wenn wir unseren Job verlieren“, sagt Liane Poszteiner, die seit 17 Jahren in der Produktion arbeitet. Ein 51-jähriger Kollege aus der EDV hat „Angst, was nun kommt“. Seine Abteilung, die zur Verwaltung gehört, ist am stärksten betroffen. Zudem fallen laut Vorstandsmitglied Ulrich Köstlin Stellen in der Produktion und chemischen Entwicklung weg – bis Mitte 2008 rund 950 der insgesamt knapp 6.000 Jobs in Berlin.

Betriebsbedingte Kündigungen schließt Bayer Schering bis dahin aus. Wie viele Mitarbeiter das Unternehmen auf diese Weise werden verlassen müssen, hängt davon ab, welche Alternativen im Vorfeld gefunden werden. „Mit 350 Mitarbeitern haben wir bereits Lösungen wie Ruhestand, Altersteilzeit oder Abfindungen gefunden“, sagt Köstlin. 250 Mitarbeiter sollen nach Wuppertal wechseln. In Berlin werden laut Vorstand künftig die Unternehmensleitung, die Forschung und der Bereich Onkologie gebündelt. CHRISTINA HEBEL