DER JOBMARKT WIRD SICH DURCH DIE ALTERSFRAGE VIELFÄLTIG AUFSPALTEN
: Generation 67 minus

Es ist schon schräg, wie die Debatte über die Beschäftigung Älterer läuft. Einerseits gibt es in 40 Prozent der Betriebe derzeit keine Leute über 50 mehr. Wer in diesem Alter seine Stelle verliert, für den hat der Sachbearbeiter im Jobcenter nur traurige Nachrichten. Andererseits ist die Rente mit 67 geplant, was von Politikern mit der Aussage verbrämt wird, man wolle die Beschäftigung Älterer fördern. Nun liegen zwischen 50 und 67 immerhin ganze 17 Jahre. Kaum jemand hat eine Vorstellung, was denn mit Millionen von Erwerbstätigen in dieser Lebensphase künftig passieren wird. Und die beliebten moralischen Appelle, dass Unternehmen doch bitte die Erfahrungen Älterer mehr nutzen mögen, verstärken das Unbehagen nur.

Was wirklich auf dem Arbeitsmarkt passieren könnte, darüber geben jetzt neuere Daten Hinweise, die gestern auf einer Tagung der Hans-Böckler-Stiftung vorgestellt wurden. Danach gehen heute schon viele Beschäftigte mit Abschlägen in einen vorzeitigen Ruhestand. Wer aufgrund der „Rente mit 67“ mit 63 Jahren ausscheidet, muss auf ein Siebtel seines Ruhegeldes verzichten. Also weniger Rente. Was passiert nun vor der 65 oder 63? Über diese Frage könnte es zu tieferen Aufspaltungen zwischen Großkonzernen und kleinen Firmen kommen – dann nämlich, wenn größere Unternehmen weiterhin eingeschränkte Altersteilzeit oder Teilrente subventionieren und damit nach wie vor 60-Jährige aus ihren Werkhallen nach Hause schicken können, während sich ein Betrieb mit 30 Beschäftigten das nicht ohne weiteres leisten kann. Das Handwerk hat jetzt schon Angst, auf schwer kündbaren Älteren sitzen zu bleiben. Und bereits gefeuerte ältere Arbeitnehmer kriegen künftig vielleicht noch eine Chance – als Zeitarbeiter oder befristet Beschäftigte in kleinen Firmen.

Der Jobmarkt der Älteren wird sich aufspalten: in Gesicherte, weniger Gesicherte und Erwerbslose, in ältere und noch ältere Arbeitsuchende. Und das betrifft vor allem die heute Jüngeren. Für sie gilt in 22 Jahren die späte Rente. Sie sind die kommende Generation 67 minus – obwohl sie heute am liebsten bei den 60-Jährigen kürzen würden. Vielleicht ist dies das Dilemma der gegenwärtigen Altersdebatte. BARBARA DRIBBUSCH