KOMMENTAR: DANIEL WIESE ÜBER SCHULKINDER IM SCHIESSKINO
: Der Krieg in Zeiten der Playstation

Im „Schießkino“ fließt kein Blut, nicht einmal virtuell – das könnte das Problem sein

Wenn Lehrer mit ihren Schulklassen die Bundeswehr besuchen, ist das zunächst einmal nicht verwerflich. Pazifismus ist schön, aber nicht Einstellungsvoraussetzung für den Schuldienst. Und der Sprecher des Kieler Bildungministeriums hat Recht, wenn er sagt, die Bundeswehr sei keine kriminelle Vereinigung.

Wahr ist allerdings auch, dass Militäreinsätze kriminell werden können. Das zeigt der Prozess gegen das selbst ernannte „Kill-Team“ der US-Streitkräfte in Afghanistan. Das zeigte auch das Wikileaks-Video aus dem Irakkrieg, in dem die Besatzung eines amerikanischen Kampfhubschraubers Passanten abknallte wie Kaninchen und sich danach abklatschte.

Die Schießsimulationsanlagen der Bundeswehr, die bei einem früheren Schülerbesuch als „tausendmal besser als eine Play-Station“ angepriesen worden sein sollen, stehen genau für diese Grauzone. Beim „Schießkino“ fließt kein Blut, nicht einmal virtuell – und genau das könnte das Problem sein.

Wer vermeiden will, dass Soldaten später einfach aufs Knöpfchen drücken, weil das so ein geiles Gefühl ist, sollte sich überlegen, wie und wo er seinen Nachwuchs rekrutiert. Schießen ist im Krieg unvermeidlich. Aber es kann keine Motivation für den Eintritt in die Bundeswehr sein. Wenn es Soldaten geben muss, dann sollten sie wenigstens wissen, was sie tun.