Kannibalismus oder Synergie

Im April findet in Düsseldorf erstmals die neue Kunstmesse dc statt, die sich vor allem um die internationale junge Avantgarde bemüht. Auch wenn es alle Beteiligten bestreiten – das ist Konkurrenz zur Traditionsmesse Art Cologne

Düsseldorf ist überzeugt, dass sich die neue Messe als Handelsplatz für junge Avantgarde international etabliert

Bereits vor einem guten Jahr haben Andreas Lohaus und Walter Gehlen (ehemals Initiator der Kölner ‚Art Cologne‘-Parallelmesse Art Fair) begonnen, die neue duesseldorf contemporary (dc) auf den Weg zu bringen. Es soll eine Messe werden, die sich ausschließlich um „das Segment zeitgenössische Kunst kümmern will“, sagen beide. Kurz vor dem Start läuft die Marketing-Maschine auf Hochtouren. Einen Flop wollen die potenten Sponsoren und Veranstalter (die Messebetreibergesellschaft Gruner+Jahr ArtEvents International GmbH) wohl kaum produzieren. Rund achtzig internationale Galerien haben sich inzwischen angemeldet. Nun sind alle vom Erfolg überzeugt und traten zum ersten Mal in die Öffentlichkeit.

Eine Konkurrenz zur zeitgleich stattfindenden Art Cologne verneinen alle. Bewusst habe man nicht versucht, im April Kölner Galerien oder angestammte Art-Cologne-Teilnehmer nach Düsseldorf zu locken. „Dieses Terrain ist für uns tabu!“, sagen die Veranstalter. Und das, obwohl die neue jährliche Kunstmesse parallel zu der in diesem Jahr erstmals im April stattfindenden Traditionsmesse in Köln stattfinden wird. Einige Galeristen, Sammler und lokalpolitisch ambitionierte Politiker zeigten sich in Düsseldorf spontan überzeugt, andere skeptisch bis ablehnend.

Daran hat sich nichts geändert, wirklich Neues gibt es hierzu also sieben Wochen vor Messebeginn nicht zu berichten. „Wenn es gut wird, dann ist es eine erfreuliche Ergänzung für die deutsche Kunstmesseszene, wenn es floppt, dann müssen wir uns nicht weiter darum kümmern“, sagte Gérard Goodrow, Direktor der traditionsreichen Art Cologne bereits vor Monaten.

Also werden die Erwartungen, dass die düsseldorfer dc wegen der kuratorischen Auswahl der Teilnehmer „ein wichtiges, zukunftsfähiges Messeprojekt mit großer Ausstrahlung unter den Handelsplätzen des Kunstmarktes zu werden“ verspricht, als Überzeugung verkauft. Dazu kommen die endlose Beschwörung einer längst fälligen „Revitalisierung“ des Rheinlandes als „wichtigem deutschen Kunststandort“. Und man sei überzeugt, „dass sich die neue Kunstmesse als Handelsplatz für die junge Avantgarde international etablieren“ werde. Aber auf wessen Kosten? Unbestreitbar ist, dass die immer schnelleren Preissteigerungen das Geschäft mit der Kunst immer vielversprechender, aber auch immer ungeduldiger machen. Das ist Konkurrenz.

Künstler werden hier nicht gefragt, in erster Linie geht es ums Geschäft. Die ProduzentInnen sollten froh sein über jede Anstrengung, die auch ihnen persönlich zu Gute kommen könnte. Von Kunst ist auf der Düsseldorfer Pressekonferenz jedenfalls nicht die Rede. Statt dessen: Adrette Schlipsträger, wohin man schaut. Gegenseitiges Schulterklopfen im gestylten Ambiente eines asiatischen Imbiss-Restaurants. Doch bald wird sich zeigen, ob es die vielbeschworenen Synergieeffekte am Rhein tatsächlich gibt oder ob die Art Cologne nicht doch ein wenig ausblutet. Ob die Kunst von der Kunst gefressen wird.

KATJA BEHRENS