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Westen macht auf Osten

In Nordrhein-Westfalen erscheint ab heute die russischsprachige Tageszeitung „Rheinskaja Gazeta“

Die Mediengruppe WAZ wagt sich auf neues Terrain vor: Ab heute bringt der Essener Verlag, gemeinsam mit dem Berliner Verlag ReLine, die erste russischsprachige Tageszeitung in Westeuropa heraus. Das Blatt heißt Rheinskaja Gazeta (Rheinische Zeitung) und wendet sich in erster Linie an die rund 750.000 russischen Muttersprachler, die mittlerweile in Nordrhein-Westfalen leben. Die Rheinskaja Gazeta startet mit einer Auflage von 17.000 Exemplaren und soll zunächst nur in Nordrhein-Westfalen verbreitet werden. Perspektivisch ist jedoch ein bundesweiter Vertrieb geplant.

Schwerpunkte der Berichterstattung, die alle Sparten umfasst, sollen regionale und bundesweite Ereignisse sein. „Die Idee dabei ist, den Lesern Orientierungshilfen an die Hand zu geben, um sich so leichter in die deutsche Gesellschaft integrieren zu können“, sagt Chefredakteur Juri Mogilewski. Aber auch über die Herkunftsländer russischsprachiger Einwanderer wie Russland oder die Ukraine will die Zeitung ausführlich informieren. Umsetzen sollen das ambitionierte Projekt 19 festangestellte Redakteure, die sowohl auf Ressourcen der WAZ als auch auf ein dichtes Korrespondentennetz in den GUS-Ländern zurückgreifen können.

Für den aus Odessa stammenden Mogilewski, der vorher Vizechefredakteur des Moskauer Journals Perspektiven und danach Korrespondent der russischsprachigen Wochenzeitung Russkaja Germania in Bayern war, besteht kein Zweifel am Erfolg des Newcomers. Schließlich seien russischsprachige Wochenzeitungen schon jetzt sehr populär, doch die Menschen wollten jeden Tag frische Informationen. Auch wenn sie gut Deutsch könnten, würden viele doch auf eine Zeitung in ihrer Muttersprache zurückgreifen.

Die Gefahr, dass die Zeitung überflüssig werden könnte, je weiter der Integrationsprozess der Leser voranschreitet, sieht Mogilewski nicht. „Selbst wenn sie dann deutsche Zeitungen lesen, können sie doch weiter auch unsere Leser bleiben. Das schließt sich nicht aus“, sagt er.

Wird die Rheinskaja Gazeta auch heikle Themen aufgreifen, wie Menschenrechtsverletzungen in Russland? „Wir wollen ehrlich berichten, wir sind unabhängig und niemandem verpflichtet“, sagt Boris Feldmann, Mitherausgeber der Rheinskaja Gazeta und Chefredakteur des Wochenblattes Russkaja Germanija. „Aber“, so fügt er hinzu, „das Thema Putin ist in Essen vielleicht doch weniger wichtig als in Moskau.“ BARBARA OERTEL

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