EU stützt Bauern wegen Sanktionen

UKRAINE-KRISE Kommission will ab sofort vom russischen Importverbot betroffenen Landwirten mit 125 Millionen Euro helfen. Moskau erwägt offenbar, die Einfuhr von Autos aus dem Westen zu stoppen

BRÜSSEL rtr/dpa/taz | Die EU will den vom russischen Importverbot betroffenen Obst- und Gemüsebauern mit bis zu 125 Millionen Euro helfen. Das Geld werde ab sofort bis Ende November zur Verfügung gestellt, erklärte Agrarkommissar Dacian Ciolos in Brüssel. Betroffen sind etwa Erzeuger von Tomaten, Blumenkohl, Pilzen, Weintrauben, Kiwis oder Gurken. Diese Produkte können nicht eingelagert oder in anderen Ländern verkauft werden. Die Kommission hatte bereits Hilfen für Pfirsich- und Nektarinenbauern angekündigt.

Russland hatte in der vergangenen Woche die Einfuhr von Fleisch, Fisch, Milchprodukten, Obst und Gemüse aus den USA, der EU, Kanada, Australien und Norwegen für die Dauer von einem Jahr verboten. Damit reagierte Moskau auf Strafmaßnahmen wegen des Konfliktes in der Ukraine.

„Nach den russischen Einschränkungen gibt es ein viel höheres Angebot auf dem Markt“, erläuterte ein Sprecher von EU-Agrarkommissar Ciolos. „Diese Maßnahme soll das Angebot verringern, sodass die Preise nicht auf Krisenniveau rutschen.“

Geplant sind Aufkäufe und Entschädigungen für vorzeitige Ernte oder für Ernteverzicht. Landwirte können auch rückwirkend Unterstützung beantragen.

Die Auswirkungen des Importverbots fallen je nach Frucht unterschiedlich aus. Während nach Brüsseler Angaben im vergangenen Jahr 10 Prozent der in Europa angebauten Kiwis nach Russland ausgeführt wurden sowie 8 Prozent der Birnen und 7 Prozent der Äpfel, war es bei Karotten und Rüben nur 1 Prozent.

Gleichzeitig erwägt Russland offenbar, die Sanktionen gegen den Westen zu verschärfen. Der Vorschlag, Autos aus der EU oder den USA teilweise oder komplett nicht mehr zu importieren, sei Präsident Wladimir Putin übermittelt worden, berichtete die Zeitung Vedomosti. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. In Russland produzierte Fahrzeuge sollen von einem Bann nicht betroffen sein. Ford, Volkswagen, Renault, Toyota und Hyundai haben Werke in Russland. Im ersten Halbjahr kamen dem Blatt zufolge Importautos auf einen Absatzanteil von 27 Prozent. Bei Lkw seien es 43 Prozent, bei Bussen 13 Prozent. Zuletzt war der russische Automarkt massiv eingebrochen. Die Verkaufszahlen gingen im Juli verglichen mit dem Vorjahr um 22,9 Prozent zurück.

VW will indes ungeachtet der Ukraine-Krise weiter in Russland investieren. Das Land galt lange Zeit als „Wachstumsmarkt Nummer eins in Europa“. Daran habe sich bis jetzt nichts geändert, sagte ein Sprecher am Montag. Man beobachten die Lage „sehr aufmerksam“. VW plant, bis Ende 2018 1,2 Milliarden Euro in Russland zu investieren. Im vergangenen Jahr hat der Konzern dort 290.000 Fahrzeuge verkauft.