Normalität im besten Sinne

Charlotte Knobloch und Jürgen Rüttgers eröffneten in Düsseldorf die Jüdischen Kulturtage im Rheinland

„Die Jüdischen Kulturtage sollten als Zeichen gegen Hass genutzt werden“, sagte Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden. Gemeinsam mit NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers eröffnete sie am Sonntag die Kulturtage. Bis April gehen 270 Veranstaltungen in 14 Städten des Rheinlandes über die Bühne. Nach wie vor gebe es in Deutschland die Geißeln des Antisemitismus, des Rechtsextremismus und der Fremdenfeindlichkeit, sagte Knobloch in Düsseldorf und verurteilte in ihrer Ansprache den Brandschlag, der vor einer Woche auf einen jüdischen Kindergarten in Berlin verübt wurde. Sie forderte eine harte Bestrafung der Täter.

Jürgen Rüttgers (CDU) hob die Verdienste der jüdischen Gemeinde bei der Integration von Zuwanderern aus Osteuropa hervor. Die jüdische Kultur habe in Deutschland an Bedeutung zugenommen und werde seit einigen Jahren auch von Nichtjuden aufmerksamer wahrgenommen. „Ich glaube, wir befinden uns damit auf dem Weg zur Normalität im besten Sinne“, sagte Rüttgers.

Die jüdischen Kulturtage finden nach 1998 und 2002 nun zum dritten Mal statt. Unter dem Motto „neue töne - jüdisches (er)leben“ stehen Konzerte, Vorträge, Filmvorführungen und Ausstellungen auf dem Programm. Das sei eine Plattform, „um den Traum vom jüdischen Alltag in Deutschland weiter zu verwirklichen“, so Knobloch. Die Begegnung zwischen jüdischem und nichtjüdischem Publikum stehe im Zentrum. Hier könnten Menschen unterschiedlichen Glaubens eine Allianz schmieden, die nicht zulässt, dass braune Verbrecher in unseren Dörfern und Städten Angst und Schrecken verbreiten. Im Vordergrund stehe deshalb jüdische Kunst und Kultur wie sie sich heute zeigt: dem Leben zugewandt. Highlights sind dabei eine Retrospektive der Arbeit des amerikanischen Regisseur Mel Brooks zu seinem 80. Geburtstag und eine Kölner Ausstellung über den Comic-Held Superman, der von zwei jüdischen Zeichnern erfunden wurde.

Heute Abend liest die niederländische Autorin Jessica Durlacher im Aachener Ludwig Forum aus ihrem jüngsten Roman „Emoticon“ über den Nahost-Konflikt. Raffiniert verknüpft sie die Geschichte einer Frauenfreundschaft und die eines jüdischen Jugendlichen, der von einer jungen Palästinenserin in eine tödliche Falle gelockt wird.

SARAH-LENA GOMBERT

20:00 Uhr, Ludwig Forum, Aachen Infos: 0241-1807-108