Nazi-Spaghetti

REVIVAL Vom schönen Dörflein „Tod den Juden“ und der leckeren Pasta „Lang leben die Nazis“

Eigentlich wollte man in die Weltstadt Paris. Dann biegt man einmal oder auch zweimal falsch ab in der Gemeinde Courtemaux und landet in La mort aux Juifs. Willkommen in Tod den Juden! So heißt ein malerisches Dörflein kaum eine Stunde von Paris entfernt. An dessen Namen zumindest ist die Befreiung Frankreichs von den Nazis spurlos vorbeigegangen.

Und die stellvertretende Bürgermeisterin von Tod den Juden weiß gar nicht, was das Simon Wiesenthal Zentrum hat, wenn es sich darüber beschwert. Ihr gefällt es so, wie es ist. „Das ist doch lächerlich, den Namen hat es immer gegeben“, sagt Marie-Elizabeth Secretand.

Einsichtiger zeigte sich das italienische Restaurant Rock Mill Italian Restaurants in Taipeh, Taiwan. Nach Protesten will es seine Spaghetti „Lang leben die Nazis“ von der Speisekarte nehmen – protestiert hatten unter anderen der deutsche und der israelische Repräsentant in Taiwan. Wegen der vielen Wurst in der Sauce habe sie die Spaghetti bei der Eröffnung vor einem Jahr aus Spaß so genannt und bei der Eröffnung vor einem Jahr ins Menü aufgenommen, berichtete Tsao Ya-sin, die Besitzerin des Restaurants.

Nun arbeitet das Restaurant an einer neuen Pasta. Das Gericht „Weltmeister“, eine Kreation zu Ehren der deutschen Fußballweltmeister, soll dann demnächst „Lang leben die Nazis“ ablösen. Aber, psst, per Lieferservice soll man die Nazi-Spaghetti noch bekommen. Wie auch immer: Die Entnazifizierung hat begonnen. Sie braucht halt ihre Zeit. SVO