Rotes Z für Rheinruhr

Kampf gegen Ausbeutung und Gentechnik: Die jetzt angeklagte „Rote Zora“ war auch in NRW aktiv

„Frauen, bildet eure eigenen Banden!“ Mit dieser Parole sagte die „Rote Zora“ den patriarchalen Strukturen der Bundesrepublik den Kampf an. Die vor allem im Rhein-Ruhrgebiet aktive weibliche „Stadtguerilla“ gründete sich 1977 als Teilorganisation der Revolutionären Zellen (RZ), die bereits 1973 angetreten waren. Jetzt ist die Frauengang wieder in den Schlagzeilen: Generalbundesanwältin Monika Harms hat ein mutmaßliches Mitglied der Gruppe in Berlin angeklagt. Der 58-jährigen Adrienne G. wird Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie das versuchte Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion in zwei Fällen vorgeworfen (taz berichtete).

Mit ihren Aktionen übte die Rote Zora Selbstjustiz dort, wo ihrer Ansicht nach die von Männern dominierte Justiz versagte: Frauenhandel, Unterdrückung und Ausbeutung der Frau. Die Anschläge sollten alle Frauenfeinde treffen, jedoch keine Unbeteiligten schädigen. Im Sommer 1987 verübten sie Anschläge auf Filialen des Textilkonzerns Adler in Aachen. Adler besaß die Textilfabrik Fashion Flair in Südkorea, die Textilarbeiterinnen wegen ihrer Streiks für bessere Arbeitsbedingungen entlassen hatte. Die Zora beging Brandanschläge in mehreren Adler-Filialen als Zeichen der Solidarität mit den Arbeiterinnen. Niemand nahm Schaden – weil die Brandsätze nicht zündeten. Die Rote Zora erreichte mit ihrer Aktion, dass Adler die entlassenen Arbeiterinnen zu verbesserten Konditionen wieder einstellte.

Anders als die Mitglieder von RAF und RZ lebten die Zora-Aktivistinnen einen völlig legalen Alltag – nachts starteten sie ihre Aktionen. Im Jahre 1987 durchsuchten 300 Polizeibeamte bundesweit zahlreiche Wohnungen und Arbeitsplätze. Wer nicht gefasst wurde, tauchte unter und entkam der Verhaftung. Bis heute befinden sich viele Aktivistinnen auf der Flucht. Doch Flucht und Zeit haben die Amazonen ermüdet. Anfang Dezember 2006 stellte sich Adrienne G. gemeinsam mit dem RZ-ler Andreas K. nach 19 Jahren Flucht.

Vor Gericht muss G. wohl auch wegen eines versuchten Anschlags auf ein gentechnisches Institut in Berlin 1986. Sie wird beschuldigt, für den Anschlag einen Wecker der Marke Emes Sonochron als Zündzeitverzögerer gekauft zu haben. Fein säuberlich hatte die Polizei eine Vielzahl der von der Roten Zora bevorzugten Wecker markiert und die KäuferInnen gefilmt. Eines Tages wohl auch Adrienne G.

PEGAH BYROUM-WAND