neu im kino
: Diese Woche frisch

Bobby – Sie alle hatten einen Traum

USA 2006, Regie: Emilio Estevez. 115 Min.

Emilio Estevez liefert mit „Bobby“ eine fiktive Chronik der Ermordung Robert F. Kennedys. Am 4. Juni 1968 wurde der Politiker kurz nach Mitternacht von dem Palästinenser Sirhan Bishara Sirhan im Ambassador Hotel in Los Angeles erschossen. Rund zwei Dutzend Figuren lässt Estevez in diesem Hotel am Tag der kalifornischen Vorwahlen aufeinandertreffen. Die Vorbereitungen auf die abendliche Wahlparty laufen auf Hochtouren. Der Küchenchef (Christian Slater) hat seinem mexikanischen Küchenpersonal und seinem schwarzen Koch Doppelschichten aufgedrückt, sodass sie nicht zur Wahl gehen und ihre Stimme für Kennedy abgeben können. Eine junge Frau (Lindsay Lohan) will ihren Klassenkameraden (Elijah Wood) heiraten, um ihn vor dem Einsatz in Vietnam zu bewahren. Im Schönheitssalon, den die Frau (Sharon Stone) des Hotelmangers (William H. Macy) leitet, erklärt sie ihre Entscheidung so: Solange ihr nicht jemand kompetenter erklären kann, was die USA da drüben machen, halte sie ihre Entscheidung für die richtige. Mit einfachen filmischen Mitteln schildert Estevez diesen Junitag als Scheidepunkt in der amerikanischen Nachkriegsgeschichte. Kennedy wird als die letzte Hoffnung für die innere Befriedung der zerrissenen Nation dargestellt. Dass Kennedys Karriere nicht so makellos war, wird verschwiegen. Erst 1967 sprach er sich öffentlich gegen die Fortsetzung des Vietnamkrieges aus, und als Justizminister unter seinem Bruder verantwortete er die Abhörmaßnahmen gegen Martin Luther King. Kennedys Rede, die er einen Tag nach Kings Ermordung gehalten hat, beschließt „Bobby“. Somit stellt Estevez die Morde an King und Kennedy in eine Kontinuität der Gewalt.

BOBBY: Babylon, Blauer Stern Pankow, Central, Kurbel, Colosseum, Zoo Palast