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KOMMENTAR: HENNING BLEYL ÜBER THEATERSTRUKTUREN Die Kreativität des Kollektivs

Eigentlich muss man Hans-Joachim Frey dankbar sein: Hätte er keinen Scherbenhaufen hinterlassen, wäre die Reihe der Alleinherrscher – vulgo Intendanten – am Goetheplatz wohl nie unterbrochen worden. Seit einem Jahr hat ein Team das Sagen. Und die Arbeit dieses Kollektivs aus SpartenleiterInnen und künstlerischem Betriebsdirektor ist – trotz und wegen des damit verbundenen kommunikativen Aufwands – derart erfolgreich, dass man eines sehr bedauert: Dass es nur noch ein weiteres Jahr vor sich hat.

Die Zahlen stimmen. Die Stimmung im Haus ist wie ausgewechselt. Das Theater sucht und findet den Anschluss an die städtische Wirklichkeit in all’ ihrer Vielfalt. In erstaunlich kurzer Zeit wurden sowohl das Repertoire wieder aufgebaut als auch neue Akzente gesetzt – die neun Uraufführungen in der kommenden Spielzeit sind ein starkes künstlerisches Statement.

So ist aus der vermeintlichen Not des Interims eine Tugend und mehr geworden: Es ist fast schon ein Triumph des gern geschmähten Kollektivs, mit dem sich Bremen bundesweit sehen lassen kann. Denn dass es nun erstmals in der Geschichte des hiesigen Theaters keinen Intendanten gibt und alle Sparten gleichberechtigt agieren, ist nicht nur ein überfälliger Sieg der Moderne über anachronistische Strukturen. Sondern auch ein ganz konkreter künstlerischer Gewinn: Nie war das spartenübergreifende Interesse an Zusammenarbeit so groß. Nie war die Neugier auf „die anderen“ im selben Haus so produktiv wie jetzt. Der kommende Intendant ist ein guter Mann. Doch eines haben die fünf jetzigen bereits geschafft: Die Latte für Michael Börgerding liegt hoch.

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