Raus aus Afrika

Am 6. März 1957 erlangte Ghana als erstes europäisches Kolonialgebiet Afrikas südlich der Sahara die Unabhängigkeit. Der 50. Jahrestag wurde diese Woche in Ghana pompös gefeiert; es war der Auftakt einer kontinentweiten Serie von Festakten über die nächsten Jahre hin. Im arabischen Nordafrika waren zuvor bereits Libyen (1951), Sudan, Marokko und Tunesien (1956) unabhängig geworden. Ägypten befreite sich 1953 von der britisch protegierten Monarchie. Algerien folgte 1962 nach einem blutigen Unabhängigkeitskrieg. Südlich der Sahara folgte auf Ghana Guinea (1958). Dann ging es schnell: Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Gabun, Kamerun, beide Kongos, Madagaskar, Mali, Mauretanien, Niger, Nigeria, Senegal, Somalia, Tschad, Togo, Zentralafrikanische Republik (1960); Sierra Leone, Tansania (1961); Burundi, Ruanda, Uganda (1962); Kenia (1963); Malawi, Sambia (1964); Gambia (1965); Botswana, Lesotho (1966), Äquatorialguinea, Mauritius, Swasiland (1968).

Das portugiesische Kolonialreich löste sich als letztes auf. Guinea-Bissau erklärte sich 1973 für unabhängig, 1975 folgten Angola, Kapverden, Mosambik und São Tomé. Dann kamen die Komoren und die Seychellen im Indischen Ozean 1976, Dschibuti am Roten Meer 1977. Am längsten dauerte es bis zum Ende der Fremdherrschaft im südlichen Afrika. Das britische Rhodesien, 1965 als weißer Siedlerstaat konstituiert, fand erst 1980 als Simbabwe zur wirklicher Unabhängigkeit. Namibia wurde 1990 unabhängig. Südafrikas Apartheid endete 1994. Nie kolonisiert war nur Äthiopien; Liberia als Siedlerstaat freigelassener schwarzer Sklaven aus den USA entstand bereits 1830.

Sonderfälle: Das äthiopisch besetzte, einst italienische Eritrea erkämpfte 1993 seine Selbständigkeit. Das einst separate Britisch-Somaliland erklärte sich 1991 zum eigenen Staat, wird aber nicht anerkannt. Die einst separate spanische Sahara wurde 1975 von Marokko annektiert. Die Veränderung kolonialer Grenzen ist bis heute tabu. Eine Sezession Südostnigerias als „Biafra“ 1967 wurde militärisch niedergeschlagen. Südsudan erkämpfte 2005 seine Autonomie und könnte 2011 per Referendum unabhängig werden. Das wäre ein Präzedenzfall zur Auflösung kolonialer Territorien. D.J.