Vier Tage Jazz in der Zeltstadt

Das Festival in Moers gibt sein Programm bekannt. Wieder mit dabei: der Multinstrumentalist Anthony Braxton

Von ermüdender Routine keine Spur: Reiner Michalke lädt in seinem zweiten Jahr als Chef des Moers Festivals die kontinentale Avantgarde des Jazz, der Elektronik und der freien Improvisation in den Moerser Freizeitpark. „Dass die Ränder in diesem Jahr noch etwas weiter außen liegen“ sei kein Zufall, sagte der Festivalleiter bei der Vorstellung des diesjährigen Programms. Die Kategorien „Jazz“, „Avantgarde“, „Aktuelle Musik“, „Rock“ oder „Pop“ spielten jedenfalls keine Rolle mehr. Alles ist möglich. Wer sich davon selbst überzeugen will, sollte seinen Pfingsturlaub ruhig mal wieder am Niederrhein verbringen.

Dass Michake die roots des Festivals nicht verleugnet, belegt die Tatsache, dass er den Saxofonisten Anthony Braxton für die diesjährige 36. Auflage des Festivals gewinnen konnte. Der 61-jährige Multinstrumentalist und Komponist prägte schon die Line-Ups der Jahre 1974 bis 1978. Damals zeigte sich das Festival unter dem Macher Burkhard Hennen noch von seiner freien und radikalen Seite. In diesem Jahr wird Braxton mit seinem aktuellen Sextett auftreten.

Weitere Highlights des Programms sind die Auftritte des ehemaligen Loung Lizards-Trompters Steven Bernstein mit seinem Millennial Territory Orchestra und des New Yorker M-Base-Pineers Steve Colemen mit Five Element. Dazu kommen die japanischen Noise-Veteranen Merzbow und Ex-Faith No More Leadsänger Mike Patton. Die inländische Szene wird unter anderen durch den Pianisten Georg Graewe, den Klarinettisten Eckhard Koltermann oder den Posaunisten Nils Wogram vertreten sein. „Noch nie war so viel Musik wie heute“, heißt es in der Ankündigung. Das volle Viertages-Programm umfasst mehr als 30 Konzerte. Die ganze Wahrheit steht im Netz. HOLGER PAULER

25. bis 28. Mai www.moers-festival.de