milchbauern protestieren
: Mehr Bio, weniger Trash

Ein Liter Milch für 39 Cent, ein Kilo Rinderhack für 2,90 Euro, 10 Eier für 79 Cent: Bei solchen Dumping-Preisen haben die Landwirte wahrlich nichts zu lachen. Darum ist es verständlich, dass die Milchbauern in Minden jetzt gegen einen Discounter demonstrieren, der ihre Ware quasi umsonst unters Volk bringt. Die Frage ist nur: Was bringt das? So lange es genug Menschen gibt, die jedem Schnäppchen hinterher rennen, so lange wird es Geschäftemacher geben, die Trash-Lebensmittel verkaufen. Die Nachfrage bestimmt das Angebot. That‘s capitalism.

KOMMENTAR VON SUSANNE GANNOTT

Natürlich ist das von den Verbrauchern viel zu kurzsichtig gedacht. Es liegt auch in ihrem Interesse, dass die Bauen faire Preise für ihre Produkte bekommen. Nur dann können sie gesunde Lebensmittel auf ökologisch nachhaltige Art und Weise herstellen – ohne Medikamente und Chemikalien, ohne Tierquälerei und Überdüngung. Mehr noch: Die ewig sinkenden Preise verführen die Lebensmittelhändler geradewegs dazu, verdorbene Lebensmittel anzubieten. Ergo: Wer kein Gammelfleisch essen und sich gesund ernähren will, muss in den sauren Apfel beißen – und mehr bezahlen.

Doch leider gibt es viele Menschen, die sich „bio“ schlicht nicht leisten können. Dies ist zwar auch eine Frage des subjektiven Empfindens – vor dreißig Jahren haben die Deutschen etwa 20 Prozent ihres monatlichen Einkommens für Essen und Trinken ausgegeben, heute ist ihnen das nicht einmal mehr zehn Prozent Wert. Aber es geht nicht nur darum: Wer von Hartz IV oder einem Friseur-Gehalt leben muss, hat tatsächlich nur die Wahl zwischen Aldi-Schnitzel oder keinem Schnitzel.

Wenn man daran etwas ändern will, muss man vor allem dafür sorgen, dass die EU-Subventionen nicht länger die industrielle Landwirtschaft bevorzugen. Nur eine höhere und gezieltere Förderung der kleinen und der Bio-Bauern wird dafür sorgen, dass sie ihre Ware zu Preisen anbieten können, die sich jeder leisten kann – und die trotzdem fair sind.