Bei Werder nichts Neues

SAISONSTART Hertha BSC und Werder Bremen trennen sich 2:2. Für Hertha wäre da mehr drin gewesen

„Wir hatten Glück, dass Hertha nicht höher geführt hat“

ROBIN DUTT, WERDER-TRAINER

„Werder“ – „Bremen“ – „Werder“ – „Bremen“. In der 34. Minute stimmten Bremens Fans Wechselgesänge an, was etwas albern ist, wenn alle im Auswärtsblock direkt nebeneinander sitzen. Aber wie, wenn nicht mit Selbstbeschallung, sollten sie diese trostlose erste Halbzeit sonst überstehen?

Nach einer ereignislosen Anfangsviertelstunde ging in der 16. Minute Berlins Roy Beerens allein in den Bremer Strafraum, seine Flanke fand den frei stehenden Julian Schieber. Kopfball, 1:0. Beerens, Schieber, auch Genki Haraguchi – es waren die Neuzugänge, die bei den Berlinern überzeugten und erstaunlich gut mit einem in der ersten Halbzeit bärenstarken Spielmacher Ronny harmonierten.

Und bei Bremen? Stand halt nur ein Neuer auf dem Feld, Izet Hajrovic, und der setzte sogar noch am ehesten offensive Akzente. Insgesamt bildeten die 9:1 Torschüsse Berlins nach 41 Minuten aber ganz gut das Geschehen ab. „Wir hatten Glück, dass Hertha nicht höher geführt hat“, sagte Bremens Trainer Robin Dutt nach dem Spiel.

Direkt nach dem Wiederanpfiff kam Berlin wieder über links, Assani Lukimya fälschte einen Haraguchi-Schuss vor die Füße von Schieber ab, der vollendete zum 2:0. Und noch ein paar Minuten später wäre Santiago Garcia – kein Unbekannter, wenn es um Unbeherrschtheiten geht – fast vom Platz geflogen: Sein Versuch, dem Berliner Hajime Hosogai den Ball für die schnelle Ausführung eines Bremer Freistoßes abzunehmen, endete damit, dass Hosogai am Boden lag und sich das Gesicht hielt. Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer zeigte Garcia die gelbe Karte.

Doch dadurch war Bremen offenbar aufgewacht. Zlato Junuzovic schlug den Freistoß lang und hoch auf Lukimya, der vor dem herauseilenden Michael Kraft zum 2:1-Anschluss einköpfte. Es ging drunter und drüber: Zwei Minuten später ließ sich ebenjener Lukimya im eigenen Strafraum viel zu einfach ausspielen, die daraus resultierende Großchance vergab Beerens. Und im direkten Gegenzug bediente Elia Di Santo, der den Ball im zweiten Versuch im Tor unterbrachte.

„Ich bin froh, dass die Mannschaft die Tugend aus der letzten Saison mitgenommen haben: Nie aufgeben“, sagte Dutt. Ja, kämpfen können sie. Was angesichts der bisherigen Spielanteile für Bremen sehr glücklich wirkte, passte letztlich aber zur Spielentwicklung in der zweiten Hälfte. Dutt hatte Davie Selke gebracht und das Mittelfeld von einer Raute auf eine Doppel-Sechs umgestellt. Das gab Sicherheit, zugleich blühte die linke Seite mit Elia und Garcia offensiv auf.

Infolge war das Spiel offener. Berlin, seiner eigenen Verwundbarkeit bewusst, spielte nicht mehr so klar nach vorn, Bremen kam zu eigenen Chancen und verdiente sich damit den Auswärtspunkt, auch wenn Hertha über 90 Minuten gesehen sicher die bessere Mannschaft war und in der 85. Minute sogar ein weiteres Tor erzielte – doch zählte der Kopfballtreffer von John Heitinga wegen eines vorangegangenen Foulspiels nicht.

Auf der anderen Seite hatte Selke kurz vor Schluss sogar das 3:2 auf dem Fuß. Der U19-Europameister brachte sich gut ein und könnte in dieser Saison zum offensiven Bremer Hoffnungsträger heranwachsen. Er selbst gab sich nach dem Spiel bescheiden: „Ich werden den Teufel tun, jetzt irgendwas zu fordern.“ Dann machen wir das halt: Herr Dutt, den sehen wir gern auch mal in der Startaufstellung. Vielleicht schon nächste Woche bei der Heimpremiere gegen Hoffenheim.  MICHAEL BRAKE