Weit mehr als 200 Flüchtlinge ertrunken

MITTELMEER Dramatische Unglücke auf hoher See – mehr als 3.500 Menschen aus Seenot gerettet

ROM/TRIPOLIS afp/rtr/taz | Die italienische Marine hat auf einem Flüchtlingsboot vor der Insel Lampedusa am Sonntag 18 Tote entdeckt. Wie die Nachrichtenagentur Ansa und weitere italienische Medien berichteten, entdeckte das Marineschiff „Sirio“ das Schlauchboot, das südlich von Lampedusa in Seenot geraten war. Das Boot hatte demnach einen Motorschaden. Neben den 18 Leichen fand die Marine 73 Überlebende. Italiens Marine überwacht das Mittelmeer seit Monaten im Zuge des Einsatzes „Mare Nostrum“ (Unser Meer). Der Einsatz wurde gestartet, nachdem im vergangenen Jahr Hunderte Menschen beim Versuch, die EU über das Mittelmeer zu erreichen, ertrunken waren. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR kamen seit Anfang des Jahres mehr als 100.000 Flüchtlinge über das Meer nach Italien.

Allein seit Freitag wurden in der Straße von Sizilien, dem Gebiet zwischen Sizilien und der libyschen und tunesischen Küste, mehr als 3.500 Bootsflüchtlinge aufgegriffen. Vor allem am Samstag rückten die italienische Marine und Küstenwache zu vielen Rettungseinsätzen aus.

Vor der Küste Libyens ist am Freitagabend ein kleines Holzboot mit bis zu 200 afrikanischen Flüchtlingen gesunken. Die örtliche Küstenwache habe 16 von ihnen gerettet, sagte ein Sprecher der libyschen Marine am Samstag. Die Suche nach den anderen Passagieren laufe noch. Es wird aber befürchtet, dass sie ertrunken sind.

Das Boot sei am Freitagabend östlich der Hauptstadt Tripolis und nur einen Kilometer vom Strand entfernt gekentert, teilte die Küstenwache mit. Diese verfügt nicht über eigene Schiffe. Fischer hatten sie am Samstag auf das Unglück aufmerksam gemacht. Die Küstenwache nutzte dann deren Boote für die Suche nach Überlebenden.Die Flüchtlinge wollten den Angaben zufolge nach Europa.