Rückgabe nicht ausgeschlossen

Kulturstaatsminister Neumann hofft nach dem Treffen mit seinem russischen Kollegen auf eine baldige Rückkehr der Baldin-Sammlung nach Bremen. Angesichts gescheiterter Rückgabe-Angebote zeigt sich die Bremer Kunsthalle verhalten optimistisch

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) wird seine Ankündigung bewusst so zurückhaltend formuliert haben. Er sehe „eine große Chance, noch in diesem Jahr zu einem positiven Ergebnis zu kommen“, was die Rückkehr der so genannten Baldin-Sammlung nach Bremen anbelange. „Ein großer Teil“, so hatte es Neumann am Montag bei der Eröffnung einer deutsch-russischen Merowinger-Ausstellung in Moskau in Aussicht gestellt, werde der Bremer Kunsthalle zurückgegeben.

Die hatte während des zweiten Weltkriegs Teile ihrer Sammlung ins brandenburgische Karnzow ausgelagert – von wo der russische Soldat Victor Baldin zwei Gemälde und 364 Zeichnungen unter anderem von Rembrandt, Dürer und Tizian nach Moskau brachte. Nach 1989 machte Baldin öffentlich, wo die Bilder verblieben waren und setzte sich für ihre Rückgabe ein, was jedoch am Widerstand russischer Politiker scheiterte. Dabei spielte es keine Rolle, dass die Baldin-Sammlung als private gilt, weil sie nicht offiziell nach Russland gebracht worden ist und somit nicht unter das Duma-Gesetz von 1998 fällt, das Beutekunst zum russischen Staatsbesitz deklariert. Rückgabeangebote unter den Präsidenten Jelzin und Putin scheitern an Protesten russischer Patrioten, obwohl 2003 bereits ein Rückgabevertrag von beiden Seiten unterzeichnet worden war.

So kann es wenig überraschen, dass man sich in Bremen nur zurückhaltend freut über die neuerliche Ankündigung einer baldigen Rückkehr. „Wir freuen uns sehr, dass es Bewegung gibt“, so sagt es die Sprecherin der Kunsthalle, Verena Münsberg. Auf die Nachricht selbst sei man allerdings in keiner Weise vorbereitet gewesen. Zwar habe Anfang Februar nach mehreren Jahren Pause wieder die deutsch-russische Arbeitsgruppe zur Baldin-Sammlung in Moskau getagt, doch habe es keinerlei Hinweise auf eine Rückgabe gegeben. „Mehr mögen wir im Moment auch nicht dazu sagen“, so die Museumssprecherin.

Über die Ursachen für den Sinneswandel beim russischen Kulturminister Alexander Sokolow ist beim Bundesbeauftragten für Kultur und Medien wenig zu erfahren. „Es gibt keine Kompensationszahlungen“, so versichert sein Sprecher. Zwar gebe es Kooperationen bei diversen Projekten, dies stünde jedoch in keinem Zusammenhang mit der möglichen Rückgabe.

Bei der letzten Ankündigung unter Sokolows Amtsvorgänger Schwydkoi hatte es geheißen, dass im Gegenzug zwei Gemälde und zwanzig Zeichnungen in der Eremitage verbleiben sollten. „Details wurden noch nicht besprochen“, so die lapidare Auskunft aus dem Hause des Kulturstaatsministers. „Wir werden den Teufel tun, uns auf Sachlagen festlegen zu lassen.“FRIEDERIKE GRÄFF