IS-Miliz bleibt in Syrien weiter auf dem Vormarsch

SYRIEN/IRAK „Islamischer Staat“ erobert Militärflughafen. Al-Nusra lässt US-Reporter frei

Für die Freilassung von Peter Curtis soll kein Lösegeld gezahlt worden sein

BAGDAD/DAMASKUS dpa | Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat offenbar ihre Macht im Osten Syriens ausgeweitet. Nach heftigen Gefechten vertrieben die Extremisten die Regierungstruppen vom strategisch wichtigen Militärflughafen Al-Tabka. Dieser war die letzte Bastion des Regimes von Präsident Baschar al-Assad in der Provinz Al-Rakka, wie die oppositionelle Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Trotz inzwischen fast 100 US-Luftangriffen auf IS-Stellungen gingen die Dschihadisten auch im benachbarten Irak in die Offensive. Die Armee des Landes konnte einen Angriff auf die wichtige Erdölraffinerie Baidschi nördlich von Bagdad aber nach eigenen Angaben abwehren.

Nach Angaben der Menschenrechtsbeobachter starben bei den Gefechten um den Flughafen in Syrien mindestens 500 Menschen, darunter mindestens 346 Extremisten. Hunderte weitere seien verletzt worden. Zudem seien mehr als 170 Soldaten der syrischen Armee getötet worden. Die Terrorgruppe habe zudem mindestens 150 Soldaten in der Nähe des Flughafens eingekesselt, sie seien wahrscheinlich in Gefangenschaft geraten. Seit Wochen versuchen die Dschihadisten, deren Stärke Beobachter inzwischen auf mehrere zehntausend Kämpfer schätzen, zudem die Raffinerie Baidschi im Irak einzunehmen. Bei heftigen Kämpfen um die Anlage seien 30 Extremisten umgekommen, berichteten Sicherheitskräfte am Sonntag. Die Extremisten griffen die Anlage der Nachrichtenseite Al-Mada zufolge aus allen Richtungen an. Sieben Selbstmordattentäter hätten sich dabei in die Luft gesprengt. Die irakische Armee erhielt demnach Unterstützung von Kampfflugzeugen.

Ein US-amerikanischer Journalist wurde am Sonntag nach fast zwei Jahren Geiselhaft in Syrien freigelassen. Peter Theo Curtis war nach Angaben von US-Außenminister John Kerry Gefangener der mit der Terrororganisation al-Qaida verbundenen Al-Nusra-Front. Laut New York Times wurde der freiberufliche Reporter aus Boston im Oktober 2012 nahe der syrisch-türkischen Grenze entführt.

Curtis wurde in den von Israel besetzten Golanhöhen an US-Beamte übergeben und reist demnächst in die USA zurück. Die Freilassung wurde offenbar von Katars Regierung ausgehandelt. Nach Angaben von Curtis’ Familie und der US-Regierung sein kein Lösegeld gezahlt worden.

Beobachter vermuten, Al-Nusra habe sich mit der Freilassung von IS distanzieren wollen. Die Miliz hatte in der vergangenen Woche ein Video von der Enthauptung des entführten US-Journalisten James Foley veröffentlicht.