„Batman ist plump“

VORTRAG Ein Psychoanalytiker erklärt mit Filmausschnitten die Faszination der Gewalt

■ 54, ist Psychoanalytiker und Kulturwissenschaftler. 2011 erschien „Gewalt entsteht im Kopf“ (Klett-Cotta).

taz: Herr Günter, Sie illustrieren heute Formen der Gewalt anhand des Batman Films „The Dark Knight“, dabei sind Sie Psychoanalytiker ...

Michael Günter: Regisseure habe eine Intuition dafür, was bei den Menschen passiert. Wenn sie dies psychologisch richtig darstellen, rufen sie bei uns eine Resonanz hervor. Daher eignen sich Filme zu Darstellung der Gewaltorganisation in der menschlichen Psyche, auch wenn man dem Film cineastisch damit eventuell nicht ganz gerecht wird.

Wie sieht das bei Batman aus?

Batman ist widerlich plump, selbstgefällig, bieder. Die narzistische Form der Gewaltidentifikation. Es ist zwar eine Kunstfigur, aber der Mechanismus wird dargestellt durch den traumatischen Verlust der Eltern. Er schafft sich eine Gewalthülle, mit seiner Panzerung und dem Batmobil. Der Staatsanwalt, two-face, ist der strahlende Held, der zur bösartigen Seite kippt. Eine gespaltene Persönlichkeit, unberechenbar. Der Joker ist, klinisch gesprochen, psychotisch, gleichzeitig faszinierend und beängstigend.

Sie nutzen Filme für die therapeutische Arbeit?

Manchen Patienten fällt es leichter anhand von Filmen darüber zu sprechen, was sie beschäftigt.

Aber ich schicke Patienten nicht ins Kino.

Filme sind nicht ohne Gewalt denkbar. Ein Problem?

Natürlich. Auch Gewaltspiele haben negative Folgen. Aber man darf die Effekte nicht überschätzen. Sie erzeugen einen Tick mehr Gewaltbereitschaft. Andererseits wird die nicht von den Massenmedien erzeugt, sondern die Faszination dafür ist in uns allen drin, nur deshalb kann man damit Geld verdienen. Int.: JPB

20.30 Uhr, Haus der Wissenschaft