Neue Allianz gegen Islamisten

LIBYEN Erstmals fliegen Kampfflugzeuge der Emirate mithilfe Ägyptens Angriffe auf islamistische Milizen. USA und EU verurteilen Aktion

Die Westmächte warnen vor einer „Ausbreitung der Kämpfe und der Gewalt“

VON MIRCO KEILBERTH

TOBRUK taz | Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben sich nach US-Angaben mit Luftangriffen in den Machtkampf in Libyen eingeschaltet. Die Emirate hätten innerhalb von sieben Tagen zwei Angriffswellen auf Islamisten-Milizen in der libyschen Hauptstadt Tripolis geflogen, sagten US-Regierungsvertreter am Montag. Washington und Berlin verurteilten in einer gemeinsamen Erklärung die „Einmischungen von außen“.

Zwar übernahm die Anti-Islamisten-Allianz von General Chalifa Haftar die Verantwortung für die nächtliche Luftangriffe auf Tripolis, doch schien die libysche Luftwaffe mangels Ausrüstung zu einem solchen Einsatz kaum in der Lage zu sein.

Die New York Times zitiert nun amerikanische Armeequellen, die von einer gemeinsamen Unternehmung Ägyptens und den Vereinigten Arabischen Emiraten sprechen. Die Regierungen beider Länder hatten in den letzten Wochen vor der steigenden Gefahr der islamistischen Milizen in Libyen gewarnt.

Mehrere islamistische Kämpfer aus Misrata und Tripolis waren am Wochenende aufgrund der Luftangriffe bei der Explosion ihres Munitionsdepots ums Leben gekommen. Dennoch konnten die Luftangriffe nicht verhindern, dass die islamistischen Milizen am Montag die Kontrolle über Tripolis übernommen haben.

Nach Medienberichten beschwerten sich US-Regierungsvertreter über die angeblich eigenmächtigen Luftangriffe der VAE, die sie als einen „Akt der unberechenbaren Eskalation“ in dem blutigen Machtkampf bezeichneten. Ob die USA im Vorfeld über die Angriffe informiert worden waren, blieb unklar. Die Streitkräfte der Emirate werden seit vielen Jahren von der US-Armee ausgerüstet und trainiert. In ihrem Einsatz wurden sie von der ägyptischen Luftwaffe unterstützt.

Die EU verurteilte in einer Erklärung die Angriffe als „Einmischungen von außen“ in Libyen. Zusammen mit den USA warnen England, Frankreich und Deutschland vor einer weiteren „Ausbreitung der Kämpfe und der Gewalt“ in dem Land. Fast alle Diplomaten haben Libyen mittlerweile verlassen.

Gegenüber der taz bestätigte ein Beamter des libyschen Verteidigungsministeriums, dass ebenfalls letzte Woche in der libyschen Wüste bei Kufra ein Waffenschmugglerkonvoi von Militärjets zerstört worden sei.

In Kufra war nach Augenzeugenberichten zuvor eine Transportmaschine mit Islamisten aus dem Sudan gelandet. Die Gruppe ist offenbar weiter auf dem Weg nach Bengasi, um die Miliz Ansar Scharia in ihrem Kampf gegen Einheiten der libyschen Armee zu unterstützen.

Die Sieger der Kämpfe um Tripolis beauftragten am Montag den Nationalkongress und den proislamistischen Politiker Omar al-Hassi mit der Bildung einer Regierung der nationalen Einheit. Damit hat Libyen jetzt quasi zwei Parlamente. Nur das im Juni gewählte und im ostlibyschen Tobruk tagende Repräsentantenhaus wird von der internationalen Gemeinschaft als offizieller Nachfolger des Nationalkongress anerkannt.

Ministerpräsident Abdullah al-Thani bezeichnete die Widerbelebung des Nationalkongresses in Tripolis als illegal. Darauf wurde sein Haus in der Stadt in Brand gesetzt. Nachbarn berichten von ägyptischen Dschihadisten unter den Angreifern, die Thani lauthals die Zusammenarbeit mit Ägypten vorwarfen.