Ex-Porsche-Chef Wiedeking muss vor Gericht

RECHT Oberlandesgericht sieht hinreichend Gründe für einen Prozess. Manager muss sich wegen Verdachts der Marktmanipulation bei VW-Übernahmeversuch vor Gericht verantworten

HAMBURG dpa | Fast wäre er einem Prozess entgangen: Der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking muss sich nun doch wegen des Verdachts der Marktmanipulation vor Gericht verantworten. Das teilte das Stuttgarter Oberlandesgericht (OLG) am Dienstag mit. Dort hatte die Staatsanwaltschaft Beschwerde gegen die Entscheidung des Landgerichts eingelegt, die Eröffnung eines Hauptverfahrens abzuweisen. Das OLG gab den Staatsanwälten nun recht – und eröffnete das Hauptverfahren vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts.

Das Gericht hält eine Verurteilung offenbar nicht für unwahrscheinlich. In der Hauptverhandlung könnten zudem Erkenntnisse gewonnen werden, die aus den schriftlichen Unterlagen nicht hervorgehen.

Mit Wiedeking sitzt dann auch der damalige Finanzvorstand Holger Härter auf der Anklagebank. Die Staatsanwaltschaft hatte Anklage wegen Marktmanipulation gegen die Manager erhoben, weil sie den Finanzmarkt aus Sicht der Behörde zwischen 2007 und 2009 nicht ausreichend über Porsches VW-Einstieg informiert haben. Bei einer Verurteilung drohen eine Geldstrafe oder sogar bis zu fünf Jahre Haft. Die Ankläger sehen es so: Während die Porsche-Chefs zwischen Frühling und Herbst 2008 mehrfach gegenüber der Finanzwelt dementierten, bei VW nach der Macht greifen und beim Anteil die wichtige 75-Prozent-Schwelle erreichen zu wollen, hätten sie heimlich genau diesen Plan vorangetrieben. Ihre Angaben seien alle zutreffend gewesen, betonten dagegen Wiedeking und Härter am Dienstag in einer Mitteilung. Die Porsche SE bezeichnete die Vorwürfe gehen die Ex-Vorstände ebenfalls als unberechtigt. Porsche hat wegen der letztlich gescheiterten Übernahme zahlreiche Klagen am Hals, weil Anleger damals viel Geld verloren haben und sich falsch informiert fühlen.