Wahlversprechen
: Verkehrte Welt

Eine verkehrte Welt erlebten gestern die Bremer Personalräte: Da saß der CDU-Mann Helmut Pflugradt und bedauerte die MitarbeiterInnen des Sozialamtes, weil sie unter den von ihm mitverantworteten Sparvorgaben leiden. Dieselben Leute, die kürzlich der CDU-Spitzenkandidat Thomas Röwekamp als „Altachtundsechzigern Scherfscher Prägung, in deren Köpfen ein sozial verklärtes Weltbild herrscht“ beleidigt hatte.

Kommentar von Eiken Bruhn

Bevor ein totes Kind in einem Kühlschrank gefunden wurde, kamen Aussagen wie die von Pflugradt in der Regel von den Grünen, doch die spielten gestern eine andere Rolle: Die der ehrlichen Wahlkämpfer. Auch Grüne würden sparen müssen und Einkommenseinbußen für öffentlich Beschäftigte seien ein gangbarer Weg, verkündete die Grüne Spitzenkandidatin Karoline Linnert. Diese Weigerung, jemand nach dem Mund zu reden, bedeutet, dass sie ihr Gegenüber – in diesem Fall die 27.000 Beschäftigten des öffentlichen Dienstes – als vernunftbegabte Menschen ernst nimmt. Und sie nicht wie blödes Stimmvieh behandelt, das mit Zuckerln gelockt werden will. Beispielsweise wie die CDU ankündigt, sich ab jetzt für die Entrechteten dieser Stadt einsetzen zu wollen, nachdem sie diese jahrzehntelang nur als Kostenfaktor behandelt hatte.