DIE WERBEPAUSE
: Rama-Girl abgeschmiert

Jahrzehntelang war sie das Gesicht der Margarinemarke Rama – jetzt muss sie vier Blumen weichen.

Nichts gegen ein Redesign. Nichts bleibt, wie es war. Panta rhei. Aber das Rama-Mädchen ersatzlos rauszuschmeißen und zum Trost vier Blumen auf ihr begrüntes Grab zu pflanzen? Das wird euch noch leidtun.

Gut, der neue Rama-Schriftzug ähnelt dem alten, nur schöner, die Blumen sind freundlich und modern. Aber darum geht es nicht. Das Rama-Mädchen mit dem so schön aus der Zeit gefallenen Hut lächelte über Jahre die Menschen persönlich an und stand damit für Wertigkeit und Beständigkeit. Blumen schmücken alles: Pralinen, Kosmetik, Klopapier.

Diese neuen vier sollen die Familie symbolisieren und für unterschiedliche Altersstufen und Charaktere stehen. Wie reaktionär! Nur noch das Vollwert-Viererpack Familie soll Rama kaufen. Was ist mit den Singles und den Patchwork-Primeln, die sich ein Frühstück mit Rama-Girl erträumten?

Womöglich war sie nicht genug Girrrl, nicht tough genug für Single-Fantasien, und wurde gefeuert? Wer das glaubt, irrt. Das Rama-Mädl war zwar eine Blondine, gesund und mit Figur, aber vor allem war sie ein knallhart durchgezogenes Werbemotiv vom Signet bis zur Storyline.

Rama-Girl zierte seit 1924, ein paar Lifting inklusive, jeden Rama-Topf. Sie radelte durch die Werbelandschaften und war das Gesicht der deutschen Brotbutterung ohne tierische Fette. Was habt ihr dem entgegenzusetzen? Blumen? Heute seid ihr vielleicht hip, schon morgen aber welk. Rama-Girl weiß: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Hasta la vista, Baby. JULIA NIEMANN