Das Ding, das kommt
: Sprechende Steine

Die GRABSTEINE des jüdischen Friedhofs an der Königstraße in Hamburg-Altona will ein Kunstprojekt zum Sprechen bringen

Schweigend liegen sie von Moos überzogen hinter Eisengittern und Backsteinmauern im Schatten mächtiger Bäume. Mehr als 7.500 Grabsteine des Jüdischen Friedhofs an der Königstraße in Hamburg-Altona sind noch erhalten, ein steinernes Archiv jüdischer Kultur. Weltweit ist der 1611 angelegte und 1877 geschlossene Friedhof eines der bedeutendsten jüdischen Gräberfelder, Mitglieder der jüdischen Gemeinden aus Altona, Hamburg und Wandsbek wurden hier begraben, Sepharden neben Ashkenasim.

Seit 1960 steht der Friedhof unter Denkmalschutz, seit 14 Jahren werden die historischen sephardischen Grabplatten und aschkenasischen Stelen restauriert und dokumentiert, die Inschriften fotografiert, transkribiert, übersetzt und ins Internet gestellt. Im Juni dieses Jahres beschloss die Kultusministerkonferenz, das einzigartige Gräberfeld auf die Tentativliste der Stätten zu setzen, die ab 2016 von Deutschland für eine Einschreibung in die Unesco-Welterbeliste nominiert werden sollen.

„An den Wassern Altonas“ heißt das Stück, das am morgigen Sonntag in der Altonaer St.-Trinitatis-Kirche in unmittelbarer Nachbarschaft des Friedhofs die Steine zum Sprechen bringen soll. Nicht als historisierende dokumentarische Würdigung, sondern um sich aus heutiger Perspektive dem alltäglichen jüdischen Leben in Altona zu nähern. In eine knappe poetische Form bringt der Text des Künstlers und Theatermachers Michael Batz die unüberschaubare Anzahl von Grabinschriften. Komponiert hat das offene Stück für Sprecher, Sänger, eine Instrumentalgruppe und Chor Igor Zeller, der Kantor der Christianskirche in Hamburg-Ottensen.  MATT

■ So, 31. 8., 18 Uhr, Hauptkirche St. Trinitatis, Hamburg-Altona