Luftweg versperrt

SEILBAHN ABGELEHNT

Das Seilbahngesetz, das die Hamburgische Bürgerschaft vor einigen Jahren erlassen hat, harrt weiter der Anwendung. Wie sich nach Auszählung der Stimmen herausstellte, votierten die abstimmenden BewohnerInnen des Bezirks Mitte mit deutlicher Mehrheit gegen eine Gondelbahn über den Hafen. Damit ist das Projekt vom Tisch.

Die aus den Skigebieten bekannte Seilbahnbauer Doppelmayr und die Musical-Firma Stage Entertainment wollten 35 Millionen Euro investieren, um eine Verbindung für Schwindelfreie von den Landungsbrücken zu den Musical-Theatern auf der südlichen Elbseite zu schaffen. Aufgehängt werden sollte die Bahn an Stützen, von denen der eine mehr als 100 Meter hoch gewesen wäre. Der ursprüngliche Plan, die Bahn weiter in den aufstrebenden Stadtteil Wilhelmsburg zu bauen, wurde schnell fallen gelassen.

Rasch formierte sich Kritik an den Plänen: Eine Seilbahn wäre ein rein touristisches Projekt und fördere die Gentrifizierung St. Paulis. Es gehöre nicht in eine Hafenstadt und zerstöre deren Silhoutte; der Zustrom an Fahrgästen belästige die Nachbarschaft, ein Park werde leiden und am Ende zahle doch wieder nur der Steuerzahler.

Die Befürworter argumentierten, eine Seilbahn böte einen herrlichen Blick auf Stadt und Hafen. Sie schlösse eine Lücke im Verkehrssystem. Sie wäre leise, platzsparend und – mit Ökostrom betrieben – CO2-neutral. Die Bezirksversammlung Mitte lehnte das Vorhaben trotzdem ab. Daraufhin erzwang eine Pro-Seilbahn-Initiative einen Bürgerentscheid.

Dass er negativ ausging, könnte auch damit zu tun haben, dass die Initiative vom Tourismusverband und der Interessengemeinschaft St. Pauli, einer Vereinigung überwiegend von Geschäftsleuten, finanziert wurde. Letztlich steckte damit das Geld der Unternehmen, die die Gondelbahn betreiben wollten, hinter der Initiative. Zudem versprachen Stage und Doppelmayr zehn Millionen Euro für soziale Projekte, wenn die Seilbahn gebaut würde. Sozialdemokraten und Linke bezeichneten das als „vergiftetes Geschenk“.  KNÖ