BLÖD WIE EIN BAUM
: Diebesgut

Zwei Party-Junkies stopfen hektisch eine Damenhandtasche in den Mülleimer

Die Räuber werden unzimperlich gefangen genommen und in ein Sandloch im Fuhrpark am Görlitzer Park gesteckt, darüber Holzgitterstäbe gelegt. Als Räuber müssen die ersten gelb verfärbten Herbstblätter herhalten, die beiden Polizisten sind vier Jahre alt und mit zwei Bobbycars sehr gut ausgerüstet. Manchmal werden die gefangenen Räuber auch von baren Kinderhänden lustvoll zerrieben mit dem Kommentar: „Den vertöte ich.“

Noch ist die Sachlage für gut und böse in jedem Fall eindeutig: Wer räubert, wird gefangen genommen. Unsere Hinweise, dass man auch Räubern im Gefängnis ab und an etwas Wasser geben sollte, schlagen sie in den Wind. Stattdessen fahren sie zum zehn Meter entfernten Gefängnis und schimpfen: „Du alter Räuber bist blöd wie ein Baum.“

Als wir uns vor dem Fuhrpark verabschieden, laufen nervös zwei Party-Junkies zum Mülleimer neben uns und stopfen dort hektisch eine Damenhandtasche aus braunem Leder hinein. Natürlich nehmen wir sie heraus, um zu sehen, was es mit der Tasche auf sich hat – ob sie vielleicht Diebesgut ist. Und ob es einen Hinweis gibt, wem sie einmal gehört hat – den beiden Männern jedenfalls bestimmt nicht.

Die beiden Polizisten in spe beobachten unser Tun aufmerksam und bringen uns mit ihren Fragen in Verlegenheit: „Was macht ihr da?“ Vier große Kinderaugen schauen uns an, als eine von uns sagt: „Das war offensichtlich ein – hm, na ja, wie soll ich sagen: Räuber.“ Und wir ergänzen schnell: „Ja, und also wenn wir das schneller begriffen hätten, hätten wir auf jeden Fall die beiden Männer gepackt, sie zu Fall gebracht, gefesselt und die Polizei geholt.“ Wir nicken beide enthusiastisch.

Die beiden Kinder auch. Und der eine Junge meint, total verständnisvoll: „Und wenn ich Kleber dabeigehabt hätte, hätte ich ihn an den Baum dort drüben geklebt.“ GINA BUCHER