Revolutionen vom Wegesrand

VORDENKER Amateure entdeckten die Milchstraße und erfanden den Ballon

Der Heimlichtuer

Eines der ersten Bilder der Milchstraße stammt nicht von einem Astronomen. Sondern von einem Maler. Das weiß man allerdings erst seit 2005, als das Deutsche Museum das 1609 vollendete Gemälde „Die Flucht nach Ägypten“ analysierte. Auf dem 30 mal 40 Zentimeter großen Werk von Adam Elsheimer ist die Milchstraße als Band einzelner Sterne gemalt und der Mond mit Kraterstrukturen versehen. Ohne technische Hilfe hätte Elsheimer, einer der einflussreichsten deutschen Maler des 17. Jahrhunderts, diese Details nicht erkennen können. Es ist also wahrscheinlich, dass er eines der ersten Fernrohre besessen hat – und zwar einige Monate vor Galileo Galilei.

Der Alleskönner

Benjamin Franklin machte im 18. Jahrhundert mehrfach Karriere. Der Sohn eines Kerzenmachers arbeitete zunächst als Drucker und Verleger, bevor er sich entschied, in die Politik zu gehen. Als einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten unterzeichnete er die Unabhängigkeitserklärung, arbeitete an der Verfassung mit, war während der Amerikanischen Revolution als Gesandter in Frankreich, handelte den Frieden von Paris aus und setzte sich gegen die Sklaverei ein. Daneben war Franklin auch von der Wissenschaft fasziniert. Mit Experimenten zur Elektrizität wies er zum Beispiel nach, dass Gewitter durch die Entladung von Luftelektrizität entsteht, und erfand den Blitzableiter.

Die Hobbytüftler

Am 4. Juni 1783 schwebte mithilfe von verbranntem Stroh und Wolle der erste Heißluftballon über dem französischen Ort Annonay. Erfunden hatten ihn die Brüder Etienne und Joseph Montgolfier. Der eine, Joseph, soll ein miserabler Schüler gewesen sein, ein Träumer, der andere, Etienne, fleißig und mathematisch begabt. Gemeinsam leiteten sie eine Papierfabrik, die bereits seit 1557 im Familienbesitz war. Viel mehr interessierten sie sich allerdings für das Fliegen – und so arbeiteten die beiden so lange am ersten Heißluftballon aus Papier und Leinwand, bis der Aufstieg gelang. Mit ihrer Erfindung waren sie allen Profiwissenschaftlern voraus. Später wiederholten sie das Experiment im Beisein des französischen Königspaares, Ludwig XVI. und Marie Antoinette. Sie schickten in einem Käfig einen Hahn, ein Hammel und eine Ente auf eine kurze Reise in die Luft.

Der Abenteurer

Das Medizinstudium langweilte Charles Darwin. Und auch das Theologiestudium, auf das er auf Anraten seines Vaters umstieg, erfüllte ihn nicht – er beendete es trotzdem. Lieber sammelte er jedoch Käfer, machte Exkursionen, träumte davon, nach Teneriffa zu reisen, und lernte Spanisch. 1831 begann er gemeinsam mit dem befreundeten Botanikprofessor John Stevens Henslow eine fast fünfjährige Weltreise mit dem Schiff „HMS Beagle“. Die Beobachtungen über die Tier- und Pflanzenwelt, die er während dieser Reise machte, gelten als eine der wichtigsten Grundlagen für sein Werk. 1859 veröffentlichte er das Buch „Über die Entstehung der Arten“, das grundlegende Buch der Evolutionsbiologie.

Der Erbsenzähler

Ein katholischer Mönch ist der Vater der Genetik. Als Kind hatte er Bienen gezüchtet und seinen Eltern beim Veredeln der Obstbäume geholfen. 1856 begann der Priester Gregor Mendel mit der Auswahl von Erbsensorten für Kreuzungsexperimente. Er suchte bei den Pflanzen nach eindeutigen Merkmalen, die klar zu unterscheiden waren und deren Vererbung deshalb nachzuvollziehen war. Dazu gehörten etwa die Farbe der Samen und deren Gestalt. Kreuzte Mendel Pflanzen mit gelben Samen und solche mit grünen Samen, gingen immer Pflanzen mit gelben Samen daraus hervor. Aus dieser Beobachtung resultiert eine von drei Ausprägungen der ersten mendelschen Regel: Bestimmte Merkmale setzen sich gegenüber anderen Merkmalen durch. Die wahre Bedeutung von Mendels Werk entdeckten Botaniker erst nach seinem Tod bei ähnlichen Experimenten. JASMIN KALARICKAL