LESERINNENBRIEFE
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Ein sonderbarer Beitrag

■ betr.: „Keine pädagogischen Interessen“, taz vom 6. 4. 11

Ein sonderbarer Beitrag. Da will Frau Andresen dem Grundschulverband nachweisen, dass dessen neue Grundschrift nicht den Kindern, sondern der Wirtschaft nützt. Zugleich beklagt sie, dass die Grundschrift-Tagung des Grundschulverbands nicht von Sponsoren, sondern von den TeilnehmerInnen selbst bezahlt wurde. Ja was denn nun? Hat die böse Wirtschaft ihre Finger drin oder nicht? Inwiefern die Grundschrift für Kinder schlecht sein soll, erschließt sich mir auch nach mehrmaligem Lesen des Textes nicht. Immerhin habe ich verstanden, dass die KongressteilnehmerInnen wohl alle ein bisschen beschränkt gewesen sein müssen, wenn sie die Veranstaltung auch noch gut fanden, für die sie so viel Geld bezahlt hatten.

URSULA WALTHER, Herzogenaurach

Ein kostenträchtiges Projekt

■ betr.: „Keine pädagogischen Interessen“, taz vom 6. 4. 11

Vorab: Ich bin einer der Grundschrift-Verfechter und habe bei der Tagung in Hannover referiert und mitdiskutiert. Die Unterstellungen von Ute Andresen sind ungeheuerlich: Sie überschätzt maßlos den Einfluss des Grundschulverbandes auf die Schulpolitik. Sie unterschlägt die Bemühungen des Verbandes um eine gut lesbare, ästhetische Handschrift, die von mir ausführlich dargelegte Begründung zur Abkehr von der vereinfachten Ausgangsschrift und das hohe didaktische Interesse an einer Schreiberziehung, die diesen Namen auch verdient. Dass die Grundschule ein Heer von Legasthenikern erzeuge, ist durch die guten Ergebnisse der internationalen Leseuntersuchung IGLU längst widerlegt.

Bodenlos ist die taz-Vermutung, es ginge um wirtschaftliches Interesse des Grundschulverbandes oder seiner Vertreter. Nein, seine Gemeinnützigkeit verbietet privatwirtschaftliche Interessen, das Projekt Grundschrift ist für den Verband im Übrigen besonders kostenträchtig. HORST BARTNITZKY, Duisburg

Verschiedene Lerntypen

■ betr.: „Keine pädagogischen Interessen“, taz vom 6. 4. 11

In dem Artikel wird sehr deutlich das Dilemma der Schulpädagogik beschrieben, das „ein Heer von Legasthenikern“ produziere. Wenn jetzt der Grundschulverband eine geradstehende Grundschrift propagiert, kann man davon ausgehen, dass in vielleicht zehn Jahren das Ganze wieder umgekehrt wird, weil das Konzept nicht befriedigend gegriffen hat. Warum eigentlich eine Lösung, die für alle Schulkinder gelten soll? Es wäre besser, den Gedanken zuzulassen, dass es Kinder gibt, die mit der linken Hand und mit stabiler Druckschrift besser schreiben und lernen. Dass es auf der anderen Seite aber auch die Rechtshänder gibt, die den Schwung und die Bewegung beim Schreiben brauchen. Es handelt sich um verschiedene Lerntypen – Atemtherapeuten und Stimmpädagogen sprechen auch von Atemtypen, da auch ein entsprechend unterschiedlicher Atemrhythmus beobachtet wird. Bei Anerkennung dieser Tatsachen könnte das Heer von Legasthenikern auf ein verschwindendes Maß reduziert werden. BARBARA STEIN, Stuttgart

Kennzeichnungspflicht, jetzt!

■ betr.: „Polizisten bleiben oft anonym“, taz vom 5. 4. 11

Nicht nur bei Castortransporten und Bahnhofsdemonstrationen gibt es Polizeigewalt. Nahezu jedes Wochenende im Bundesgebiet gibt es Formen der Gewalt auf den An- und Abreisewegen zu den zahlreichen Fußballspielen im Land. Wieso sträubt sich die GdP derart gegen die Kennzeichnung ihrer Polizisten? Wenn es doch nur so wenige Übergriffe der Polizei gibt, wie die Gewerkschaft der Polizei stets behauptet, dann müssen sie doch keine Angst vor der Kennzeichnung haben. Amnesty unterstützen! Kennzeichnungspflicht jetzt! ROBERT LICHTENSTEIN, Dortmund