Hollande warnt vor Eurokrise

REKORDARBEITSLOSIGKEIT Ukraine-Konflikt belastet EU-Wirtschaft

BRÜSSEL taz | Frankreich schlägt Alarm: Wegen des Kriegs in der Ukraine und schlechter Wirtschaftsdaten in der EU drohe eine neue Eurokrise, warnt Staatschef François Hollande. Der Sozialist, der selbst unter massivem Reformdruck steht, fordert deshalb einen Sondergipfel der Eurozone. Bereits beim EU-Gipfel am diesem Samstag in Brüssel will Hollande für seine Idee werben.

Gestern wurde bekannt, dass die Arbeitslosigkeit im Euroraum auf dem historischen Höchststand verharrt, den es auf dem Höhepunkt der Eurokrise 2012 erreicht hatte. In den 18 Ländern waren im Juli 11,5 Prozent der Menschen im erwerbsfähigen Alter ohne Job. Zudem ist die Inflationsrate erneut gesunken – auf nur noch 0,3 Prozent. Als normal gelten 2 Prozent.

Im zweiten Quartal 2014 hatte die Eurozone kein Wachstum verzeichnet. Frankreich stagnierte, die deutsche Wirtschaft ist sogar geschrumpft. Dafür wird unter anderem die Krise in der Ukraine verantwortlich gemacht, die Verbraucher und Investoren verunsichert hat. Die jüngste Eskalation, die einen offenen Krieg mit Russland fürchten lässt, hat die Märkte noch nervöser gemacht.

Hollande fürchtet nun eine neue Rezession oder eine langanhaltende Deflation mit sinkenden Preisen und weiter steigender Arbeitslosigkeit. Diese Gefahr sieht auch EZB-Chef Mario Draghi. Draghi forderte die Eurozone auf, ihren Sparkurs zu beenden und mehr fürs Wachstum zu tun. Allerdings ist Berlin von der Idee eines Sondergipfels nicht begeistert. Finanzminister Wolfgang Schäuble hatte kürzlich gesagt, Draghis Warnungen seien überinterpretiert worden, der Kurs werde nicht geändert.

ERIC BONSE