… ITALIENS JUSTIZMINISTER ANGELINO ALFANO?
: Die Humboldt-Uni in Verlegenheit bringen

Sie kennen es noch nicht, das italienische Engelchen? Keine Sorge, auch wenn es am Donnerstag an der Humboldt-Universität nicht geklappt hat, bald wird’s sicher mehr Chancen dazu geben. Oberpate Silvio will sich ja bald bei seinen Bunga-Bunga-Mädchen in den Ruhestand legen, und dann kann der italienische Justizminister Angelino Alfano selbst zum Oberpaten werden.

Aber es wäre für uns Hauptstädter natürlich schön gewesen, ihn schon mal vorher kennenzulernen, mit ihm zu diskutieren, endlich auch einmal demokratischer und akademischer Freiheiten zu frönen. Und dabei auch noch gemeinsam engagiert gegen die organisierte Kriminalität in Europa vorzugehen! Und für ihn, unseren amico Angelino, wäre es doch so schön gewesen, mit Bildern der hehren Humboldt-Uni geschmückt in den italienischen Abendnachrichten aufzutauchen.

Das strahlende Engelchen, zuerst noch schnell die neueste Amnestie für Silvio einfädeln und jetzt auf der Bühne unbestechlicher deutscher Jurisprudenz den Ritterschlag demokratischen Engagements empfangen! Und für die Humboldt-Uni wär’s auch so schön gewesen, endlich mal wieder aus dem Elfenbeinturm der Wissenschaft herauszukommen, nah an der Politik dran, gemeinsam und demokratisch „die Welt zu verändern“, wie der alte Philosoph in der Eingangshalle gemahnt!

Aber ach, das rührende Bühnenstück hat nicht sollen sein: Der Herr Minister hatte plötzlich einen dringenden Telefonanruf und konnte doch nicht kommen. Zuerst lädt sich der hohe Gast selbst ein – denn der Uni-Präsident will’s nicht gewesen sein, und der Herr Juraprofessor sagt auch, es sei die italienische Botschaft gewesen, die den Vorschlag gemacht hätte. Und dann lädt er sich auch selbst wieder aus. Wie seltsam, und der arme Professor wusste gar nicht, wie ihm geschah. Kann es sein, dass der ach so demokratisch gewählte Ministro dell’ingiustizia vielleicht doch nicht so demokratisch und akademisch frei diskutieren wollte, wie sich das die honorigen Professoren vorgestellt hatten? Jedenfalls fiel der Vortrag aus, stattdessen mussten der Uni-Präsident und der Herr Professor sich von aufgebrachten europäischen Demokraten vorhalten lassen, so jemandem überhaupt eine Bühne gegeben zu haben.

Peinlich, peinlich! Wenn man schon nah an der Politik dran sein möchte, dann kann man sich nicht nur aufs Akademische zurückziehen. Dann muss man schon auch politisch denken können. PB Foto: reuters