DAS ERSTE MAL
: Olympische Ordnung

Die Vierjährige und ich sind ganz aus dem Häuschen

Mein erstes Mal im Olympiastadion zu einem Fußballspiel, und ich bin mit meinem Mann und einer Gruppe Werder Fans da. Einer hat seine vierjährige Tochter mitgebracht. Sie und ich sind für Hertha BSC.

Wir warten vor dem VIP Eingang, weil ein Freund der Werder Fans dort arbeitet und unsere Karten hat. Vor den anderen Eingängen sind lange Schlangen. „Schau mal, da ist Jürgen Trittin“, sagt mein Mann.

Tatsächlich macht Herr Trittin gerade mit einem Mann ein Selfie vor dem Stadion. Der Mann bedankt sich und geht strahlend zu seiner Freundin zurück. Herr Trittin lächelt schüchtern. Jetzt dürfen wir rein.

Auf dem Weg zu unseren Plätzen laufen wir an der VIP Lounge vorbei. Blonde Hostessen in High Heels stehen davor. Es riecht nach Suppe.

So langweilig ich Fußball im Fernsehen finde, so spannend ist das jetzt hier im Stadion. In den Kurven springen im Publikum Tausende Menschen gleichzeitig in die Höhe. Die Vierjährige und ich sind ganz aus dem Häuschen. Ich werfe ein Bier um und bin beim ersten Tor draußen auf dem Klo. Neben mir in der Kabine sagt jemand leise „Scheiße“.

„Das da war übrigens die Führerloge“, sagt mein Mann und zeigt nach rechts. „Und wer sitzt da heute?“, frage ich. Obwohl wir ordentlich hinstarren, können wir leider niemanden erkennen. „Vielleicht sitzt da Herr Trittin“, sagt der Freund. „Oder Wowi“, sagt mein Mann.

„Hinter uns sitzen die Spielerfrauen“, sagt mein Mann. Ich drehe mich um, und hinter uns sitzen ein paar sehr durchgestylte junge Frauen, die grimmig auf das Display ihrer Handys starren. Sie sehen nicht aus, als hätten sie Spaß. „Vielleicht müssen die zu jedem Spiel ihrer Männer mit, und dabei interessieren sie sich gar nicht für Fußball“, sage ich.

„Ich wär gern Spielerfrau“, sagt mein Mann.

MAREIKE BARMEYER