„1,5 Millionen Menschen sind betroffen“

WAHLEN Markus Sprißler kämpft gegen den Flughafen Berlin Brandenburg (BER) und fühlt sich getäuscht

■ 47, ist Vorsitzender der Bürgerinitiative Unser Großbeeren e. V. Die Initiative wurde 2011 von ihm und Jürgen Kath gegründet.

taz: Herr Sprißler, gehen Sie wählen?

Markus Sprißler: Natürlich.

Sie engagieren sich seit Jahren gegen den Flughafen BER in Brandenburg. Was stört Sie?

Die normalen Bürger wurden massiv betrogen – egal ob es die Flugrouten oder die Kosten anbelangt. In Brandenburg gab es das erste erfolgreiche Volksbegehren, bei dem es um ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr ging. Wir haben also die Basisdemokratie umgesetzt, aber es ist nichts passiert. Nur Lippenbekenntnisse.

Was ist Ihr Hauptanliegen in der Bürgerinitiative?

Mir geht es nicht darum, dass es keinen Flughafen geben soll. Dieser Flughafen wird aber am falschen Standort gebaut, das belegen mehrere Gutachten. Wir möchten da einen Schlussstrich ziehen und eine Neuplanung. Denn es wurden bereits 6 Milliarden Euro versenkt.

Geht es bei Ihrem Protest um persönliche Betroffenheit?

Anfangs schon. Aber jeder, der sich näher damit beschäftigt, weiß, dass es um viel mehr geht. Es werden 1,5 Millionen Menschen von Fluglärm betroffen sein. Wenn man unter den Flugrouten wohnt, ist das keine Lärmbelästigung, sondern eine wirkliche Gesundheitsgefährdung. Das belegen Studien. In den letzten fünfzig Jahren wurde kein großer Flughafen so nah an die Stadt gebaut wie dieser.

Was ist mit dem Argument, der Flughafen bringe Arbeitsplätze?

Die meisten Arbeitsplätze entstehen nicht neu, sondern werden nachweislich nur zum Flughafen verlagert. Auch der Niedriglohnsektor ist dort stark vertreten. Und mit 6 Milliarden Euro Förderung könnte man sehr viele neue Jobs auch in anderen Bereichen entstehen lassen.

Erwarten Sie von der Politik, dass der Flughafen dichtgemacht wird, bevor er überhaupt gebaut ist ?

Erst mal sollten alle Zahlen auf den Tisch gelegt werden. Dann muss man die nötigen Schlüsse daraus ziehen. Der Flughafen ist schon jetzt ein finanzielles Desaster. Aber es ist noch kein Schallschutz umgesetzt. Vielleicht wäre ein Neubau ohne bauliche Mängel auch billiger.

Glauben Sie, dass der Flughafen je fertig wird?

Er wird mit weiteren Steuermilliarden zwar irgendwann fertig, aber nie wirtschaftlich betrieben werden.

Verraten Sie, wen Sie wählen werden?

Das entscheide ich kurz vorher.

INTERVIEW: JASMIN KALARICKAL