Das Fest der Kritiker

FESTIVAL Beim Filmfest Oldenburg werden vor allem schräge, unbequeme und originelle Filme gezeigt

Kritikern gilt Oldenburg als drittwichtigstes Festival der Herbstsaison

Es ist wieder ein wenig geschrumpft, und weniger geht kaum, wenn diese Veranstaltung noch zur Kategorie „Festival“ gehören soll. Die Stadt Oldenburg hat wieder ihre Förderung für ihr Filmfest gekürzt und diesmal sind keine Filmreihen oder Spielstätten eingespart worden, sondern der Hauptwettbewerb: Der Preis für den „besten deutschen Independent-Film“, der von einer internationalen Jury ausgewählt wurde, wird in diesem Jahr nicht mehr verliehen.

Interessant ist, dass das Festival trotz der Schwierigkeiten noch nie einen so guten Ruf hatte. In einer Umfrage der Branchenzeitschrift Blickpunkt Film bewerteten deutsche Filmkritiker es als das drittwichtigste Filmfestival der Herbstsaison nach Toronto und Venedig. Hamburg folgt dann auf Platz fünf.

Diese Diskrepanz erklärt sich dadurch, dass das Filmfest Oldenburg eher ein Festival für die Branche als für ein breiteres Publikum ist. Filmfest-Leiter Torsten Neumann verzichtet bei seiner Programmierung auf das bei anderen Festivals so beliebte Nachspielen der Gewinner-Filme von Cannes, Berlin oder Venedig. Außerdem gibt es bei ihm auch keine Vorpremieren von Arthaus-Filmen, die die Verleiher dann in den nächsten Wochen in die Kinos bringen.

Die meisten in Oldenburg gezeigten Filme sind nirgendwo anders in Deutschland zu sehen und ein Schwerpunkt ist traditionell das junge, unabhängige Kino aus den USA. Nicht umsonst hat das Festival dort Paten wie den Veteran Seymour Cassel und die Schauspielerin Deborah Kara Unger. So laufen in diesem Jahr in der Genre-Filmreihe „Midnight xpress“ vier Produktionen aus den USA, darunter als Weltpremiere der Gruselfilm „A Cry from Within“.

Vor zwei Jahren begann Jan Ole Gersters „Oh Boy“ seinen Erfolgszug durch die deutschen Kinos in Oldenburg als Eröffnungsfilm und Gewinner des „Independent Awards“. So etwas passiert einem Festival nicht oft, und die Eröffnungsfilme gehören traditionell eher zu den Enttäuschungen des Festivals, aber der diesjährige macht durch sein Thema neugierig. In „Von jetzt an kein Zurück“ erzählt Christian Frosch von zwei Jugendlichen, die sich 1967 in die Gegenkultur mit Beat-Musik, Demonstrationen und Drogenexperimenten stürzen, aber von ihren Eltern in Erziehungsheime gesteckt und dort gebrochen werden.

Mit seiner rebellischen Botschaft passt auch der australische Spielfilm „Charlie’s Country“ von Rolf de Heer ideal ins Programm des Festivals. Darin wird vom langsamen Verschwinden der Kultur der Aborigines erzählt. Einer von ihnen zieht in den Busch, um wie seine Vorfahren zu leben und kommt dabei sehr bald in Konflikt mit den Behörden, die einen anarchistischen Jäger in ihrer Wildnis nicht dulden wollen.  HIP

Filmfest Oldenburg: 10. bis 14. September