schaut sich in den Galerien von Berlin um

MEIKE JANSEN

Reserviert wirkt Staatssekretär Tim Renner lediglich in seiner Körpersprache, als er die Urkunden während einer Bustour an die BetreiberInnen der vom Senat ausgezeichneten künstlerischen Projekträume übergibt. Kaum das die lockeren, auf den Ort zugeschnittenen Sätze gesprochen sind, schnellen seine Arme in Abwehrhaltung vor die Brust. Trotzdem wird jelacht und jescherzt, so richtich Berlinierisch herzlich spröde halt. Lediglich Hester Oerlemann, die für die in umgebaute Garage Ozean, und somit für einen der bemerkenswertesten Orte zuständig ist, kann den Staatsminister in ihrem Freudentaumel mitreißen. Ganz anders in Moabit, wo der Jungpolitiker es nicht einmal auf die andere Seite des langen Tisches schafft, der den weiß-weißen Raum Kurt-Kurt in Moabit zwischen GastgeberInnen und Gäste teilt. Zu viele Big Names hauen Simone Zaugg und Pfelder raus und stellen jeder Katharina Grosse, Monika Bonvicini oder Karin Sander dreimal Moabit gegenüber, als würde das Vorhaben allein durch die Nennung des Stadteils an Streetcredibility gewinnen. Dem Staatssekretär wird ein Luftballon in die Hand gedrückt, der einst zur ersten Ausstellung in dem Moabiter Projektraum, gehörte. Auf ihm steht: „Da liegt was in der Luft“. Jawoll, denke ich mir. Das tut’s! Die Everybodys Darlings verantworten die Raumerweiterungshalle, ganz in der Nähe des beliebten demokratisch geleiteten Clubs ://about blank. Hier im Nowhereland am Ostbahnhof kauert das architektonische DDR-Relikt unter ein paar Bäumen und wird von 15 jungen Menschen betrieben. Zum Empfang gibt’s nen Schnäpschen und digitale Ausschnitte einer gegenderten Performance. Die erste Kollegin wird leicht pöbelig, ein Zeichen, dass es den Gästen gut geht. Berlin halt. Im Nachhinein stellt sich raus, alle sind begeistert und einer Meinung wir kommen wieder. Gut, denke ich, dass mit dem Geld auch die Toilettensituation entspannt werden soll. Und sonst: Was bleibt, ist der Zweifel, dass das Preisgeld von 30.000 Euro mehr ist als ein finanzielles Pflaster. General Public, einer der ersten Runde 2012 ausgezeichneten Orte hat jedenfalls just seinen Standort an der Schönhauser Allee trotz Bekundungen des Vermieters verloren. Zu teuer der renovierte Raum, dazu kaputtsaniert für alles andere als genormtes Wohnen und Arbeiten. (Die SiegerInnen: After The Butcher, Spittastr. 25, Lichtenberg; Raumerweiterungshalle/Selbstuniversität e. V., Markgrafendamm 24c, Friedrichshain; Ozean, Schleiermachstr. 31, Kreuzberg; Kurt-Kurt, Lübecker Str. 13, Moabit; Spor Klübü, Freienwalder Str. 13, Wedding; Oqbo, Brunnenstr. 63, Wedding; Ausland, Lychner Str. 60, Prenzlauer Berg)