„Container oder Industrie?“

Diskussion über die Zukunft des Hafens

■ 54, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler, schreibt u. a. für die taz. Jüngste Veröffentlichung: „Seemacht Deutschland“ (2009).

taz: „Der Hamburger Hafen – Auf dem Weg zum neuen Ruhrgebiet?“: Wie ist das zu verstehen, Herr Pfeiffer?

Hermannus Pfeiffer: Der Titel steht zum einen für den Untergang des Ruhrgebietes und wirft die Frage auf, ob dies dem Hafen im nächsten Jahrzehnt auch bevorsteht. Auch steckt darin die Frage, ob es zu einer zunehmenden Industrialisierung des Hafens kommen wird. Ein Knackpunkt ist die Frage, ob der Containerumschlag tatsächlich immer weiter wächst. Dies wird nur geschehen, wenn Globalisierung und internationale Arbeitsteilung immer weiter voranschreiten. Ich denke, dass dies mittelfristig kein realistisches Szenario ist.

Wie viele Container verträgt die Stadt?

Wir haben im Moment einen relativ niedrigen Containerumschlag, vergangenes Jahr waren es etwa acht Millionen. Durch intensivierte Nutzung könnte man auf den bereits vorhandenen Flächen bereits 15 Millionen Container abfertigen. Grundsätzlich steht die Frage im Raum, ob man sich mit reinem Umschlag begnügen sollte oder mehr Industrie ansiedeln sollte, beispielsweise in Form von Logistikparks. Dies würde mehr Arbeitsplätze schaffen, hätte allerdings einen erheblichen Flächenverbrauch zur Folge.

Diskutiert wird, ob den Ausbau des Hafens wieder die Öffentliche Hand bezahlen sollte.

Grundsätzlich gehört der ganze Hafen der Stadt. Die jetzigen Mieten und Gebühren, die die Unternehmen zahlen, liegen unter dem derzeitigen Marktpreis, wir subventionieren also die Unternehmen. Deshalb denke ich, dass die Unternehmen mehr zahlen sollten. INTERVIEW: JUM

„Der Hamburger Hafen: Auf dem Weg zum neuen Ruhrgebiet“ mit Claudia Roller (Hafen Hamburg Marketing), Manfred Braasch (BUND) und Hermannus Pfeiffer: 19 Uhr, Amerika Haus, Sandtorkai 48. Anmeldung: ☎ 44 75 25 oder kontakt@die-neue-gesellschaft.de