Gottschalk sagt
: Gottschalk entlassen!

Es muss ungefähr so gewesen sein. Al Gore hat beim Verband der Autohersteller angerufen und gesagt: „Jungs, tut mir leid, aber Eure Autos verbrauchen zu viel, verschmutzen die Umwelt und sind mit Schuld an der globalen Erwärmung.“ Die Neuigkeit verbreitete sich wie ein Lauffeuer, in den Vorstandsetagen war man entsetzt. „Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir uns doch nicht so auf den Bau von Autos für Männer konzentriert, die ihren Penis für zu klein halten!“ hieß es bei BMW und auch bei Mercedes geriet man ins Nachdenken. „Wir dachten immer, wer sich einen 500er Benz leisten kann, muss nicht so auf die Mark gucken, da ist es doch egal, was die Kiste verbraucht,“ gibt sich Dieter Zetsche zerknirscht, „außerdem bauen wir in die meisten Fahrzeuge Klimaanlagen ein, für wenn‘s draußen warm ist. War wohl etwas kurz gedacht.“

Doch die Autoindustrie reagierte schnell und entließ erstmal ihren Sprecher, einen Herrn Gottschalk übrigens. Gottschalk, hieß es, hätte das die ganze Zeit gewusst „mit dem CO2 und alles und hat uns nichts gesagt.“ Außerdem hätte Gottschalk seine Teilnahme bei Sabine Christiansen geschwänzt. Diese Entlassung hat nun zur Folge, dass ich, wenn ich mich mal wieder selber google, weil ich wissen möchte, ob es mich noch gibt, auf die wunderbare Schlagzeile „Gottschalk ein Bauernopfer der Automobilindustrie“ stoße. Ansonsten hatte sie keine Folgen, die Entlassung, außer, dass wenn der Grünen-Vorsitzende Reinhard Bütikofer sich googelt, um zu gucken, ob er mal wieder was Cooles gesagt hat, auf sein etwas wirres Zitat stößt: „Meistens schlägt man den Sack, wenn man den Esel meint. Hier schlagen die Esel den Sack.“ Gottschalk, den Sack, meinte er.

Als die Nachricht über die umweltschädliche Wirkung von großen Autos auch VW erreichte, beschloss man, sofort Zeichen zu setzen. Bei der Echo-Verleihung am kommenden Sonntag sollten die Stars eigentlich mit dem Luxus-VW „Phaeton“ chauffiert werden. Dummerweise verbraucht der innerorts je nach Version schon mal schlappe 16,5 Liter Sprit. „Damit fahr‘n se einmal um den Block, da können‘se den Polkappen beim Schmelzen zugucken“, so VW-Chef Winterkorn. Also beschloss man, die Stars nun mit einer besonders umweltfreundlichen Version des VW Polo zu transportieren. Ich würde einiges dafür geben, Bushidos Gesicht zu sehen, wenn er mit dem Polo abgeholt wird.

Wir in NRW sind übrigens Europameister im CO2-Ausstoß. Wir können aber nichts dafür, denn wir müssen schließlich noch unsere ganze Braunkohle verbrennen, um Strom daraus zu machen. 44 Prozent des in NRW produzierten Stroms wird aus Braunkohle gewonnen. Wer also in der Straßenbahn sitzt, mit dem Finger auf die Autofahrer zeigt und „Klimakiller, Klimakiller“ ruft, sitzt eigentlich indirekt in einer Dampflok. Mit dieser Argumentation könnte der nächste Sprecher des Verbandes der Automobilhersteller eigentlich wieder Gottschalk heißen.