Prahahahahaha

Die DFB-Elf soll in Prag nichts zu lachen haben, hofft die tschechische Nationalmannschaft um Trainer Brückner

PRAG taz ■ Manchmal sind Länderspiele gar keine Länderspiele, sondern eher Klassentreffen. Diesmal in Prag ist das auch so: Alte Bekannte, so weit das Auge reicht. „Das“, sagt David Jarolim, „ist für mich so etwas wie ein Derby.“ Jarolim spielt beim Hamburger SV. An diesen Samstag steht er im Kader der tschechischen Nationalelf, die in der Qualifikation zur EM 2008 auf Deutschland trifft (20.45 Uhr, ARD). „Gegen die meisten deutschen Jungs habe ich schon in der Bundesliga gespielt“, so Jarolim. Der blonde Kicker ist einer von fünf „Deutschen“ im Team von Trainer Karel Brückner. Der Stürmer Jan Koller (heute Monaco) spielte einst in Dortmund, Kapitän Tomas Rosicky, Mittelfeldspieler der Weltklasse, ebenfalls.

Rosicky steht nun beim FC Arsenal unter Vertrag, dort spielt die deutsche Nummer eins Jens Lehmann. Tomas Ujfalusi (AC Florenz) spielte früher beim HSV. Während Jarolim aufgrund von Verletzungen nachnominiert wurde, standen Tomas Galasek und Jan Polak von Anfang an im Kader. Ohne die beiden wäre wohl der Höhenflug des 1. FC Nürnberg in der Bundesliga kaum möglich gewesen.

„Diese Länderspiele sind immer etwas Besonderes“, sagt Galasek im kleinen Rundbau des Hotels Praha. Bis zur WM 2006, die bereits in der Vorrunde für ihn und sein Team endete, war Galasek Kapitän. „Ich spiele noch nicht so lange in Deutschland, deshalb kann ich wenig sagen“, sagt er. Manche nennen ihn den „stillen Chef“. Im Mittelfeld des Clubs ist er der „Sechser“, Bindeglied zwischen Abwehr und Mittelfeld. „Ich habe großen Respekt vor der deutschen Mannschaft, vor allem vor Torsten Frings“, sagt er. Das wird auch umgekehrt so sein, der von Ajax Amsterdam gekommene Galasek ist inzwischen eine Nummer in der Bundesliga. Frings und Michael Ballack, das sind die Namen, die auch Ujfalusi nennt, wenn es um den Gegner geht. Dazu die Stürmer Kevin Kuranyi und Lukas Podolski. „Die Deutschen können zwei Dinge erwarten“, sagt er. „Kaltes Wetter und gute Tschechen.“ Sie alle wissen, um was es geht. Tagelang hat ihnen ihr Trainer Karel Brückner mit manch bissigem Kommentar vorgemacht, wie man sich in die richtige Stimmung bringt. „Gegen Deutschland ist für alle etwas Besonderes. Nicht nur ich will das Spiel gewinnen. Beide sind vorne in der Tabelle und Deutschland war gut zuletzt.“

Jan Koller sieht nicht einmal einen Favoriten: „Es steht 50:50“, sagt er. Der Gewinner hat beste Chancen auf die EM 2008. Deutschland hat gute Spieler, die einen harten Fußball spielen, aber wir werden gewinnen.“ Leidenschaft wollen sie zeigen. Das passt auch ins Konzept von Jan Polak, den sie den „Dampfmacher“ nennen. Polak ist einer, den sich eine „zu brave“ Mannschaft wünscht, ein Kämpfer durch und durch, der Zeichen setzt und sich in der offensiven Zentrale „austobt“, wie er sagt – am Samstag gegen die „alten Bekannten“ aus Deutschland. „Dieses Spiel steht ganz oben auf der Liste“, sagt Polak. Das deckt sich mit Rosickys Kommentar, der eine Kampfansage formuliert: „Im Augenblick gibt es nur die Deutschen, ich denke an nichts anderes, nur an sie.“

Das letzte Kräftemessen bei der EM 2004 in Portugal, als die DFB-Auswahl nach der 1:2-Niederlage gegen eine tschechische „B-Elf“ die Heimreise antreten musste, spielt keine Rolle mehr. „Seit der EM hat sich Deutschland enorm gesteigert. Sie sind kompakter geworden, viel kreativer, laufbereiter und sind auf allen Positionen sehr gut besetzt.“ Dennoch, die „Deutschen“ im tschechischen Team haben sich schon allerlei Gedanken gemacht, die alten Bekannten hinters Licht zu führen. „Nach vorne machen sie ein gutes Spiel, aber hinten läuft nicht immer alles rund. Da können unsere Jungs im Sturm durchaus was ausrichten“, hofft Tomas Rosicky.

OLIVER TRUST