kabinenpredigt
: Unions Legionär

Den Trainer Christian Schreier scheint es beim 1. FC Union nicht mehr zu geben, obwohl er die Eisernen in der Regionalliga noch bis zum Saisonende am 2. Juni betreuen soll. Seit der Fußballlehrer jedoch letzte Woche – trotz Vertrag bis 2008 – seinen Abschied im Sommer verkündet hat, nennen ihn Fans „Legionär“, „Handlungsreisenden“ oder „Kapitän, der als Erster das Schiff verlässt“.

Schreier nennt „private Aspekte“ als Grund für den Ausstieg. Der 48- Jährige ist seit Amtsantritt vor einem Jahr mit Union Meister geworden, aufgestiegen und hofft noch auf den „Durchmarsch“ in die 2. Bundesliga. Am 16. Mai greift Union zudem nach dem Berliner Amateurpokal. Nur: Warum ist Schreier kein Brüller geworden?

Der Mann hat sich aufgerieben – an der leeren Kasse, die seinem Ehrgeiz enge Grenzen setzt; an den Fans, denen er zu unterkühlt wirkt. „Der 1. FC Union ist für mich eine völlig neue und wertvolle Erfahrung“, hat er mitgeteilt. Man kann den Satz auch so interpretieren: Der Mann ist in der Wuhlheide nie angekommen. Mitarbeitern begegnet „CS“ mit Misstrauen. Journalisten vergrault er mit ätzenden Gegenfragen („Wer erzählt denn das?“). Wie ein Bundeswehrsoldat lebt Schreier für das Wochenende, das er bei der Familie in Bochum-Wattenscheid verbringt. Dorthin treibt es ihn zurück.

Die Unioner packt die Sehnucht nach einem kompatiblen Trainer, wie einst Schreiers Landsmann Frank Pagelsdorf einer war. Der „Dicke“ mietete sich sogar in einer Marzahner „Platte“ ein. Pagelsdorf ist ja auch Ostwestfale!JÜRGEN SCHULZ