WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Am Montag wird in der Jup das dreigliedrige Schulsystem diskutiert, wobei der Veranstaltungstitel „Die guten ins Töpfchen“ bereits andeutet, welche Meinung sich durchsetzen wird. Immerhin also hat das unselige Gemache um die Rütli-Schule, das von Anbeginn an immer nur unter Auslassung wesentlicher Fakten stattfand, eine Debatte über den in unser Schulsystem eingearbeiteten Elitegedanken angeregt.
Am Mittwoch wird in der Linse die Frage beantwortet, ob man die „Nazis einfach verbieten“ solle, und wenn ja, wem damit gedient sei. Die Farce, die das Scheitern des NPD-Verbots darstellt, wird ja ihres Aberwitzes tatsächlich nicht dadurch beraubt, dass ein NPD-Verbot den strukturellen Nazismus, dessen Ausdruck, nicht jedoch Verursacher die NPD ist, keineswegs abschaffen würde.
In der Friedelstraße 54 beschäftigt man sich ebenfalls mit den Nazis, allerdings, um den Großmeister des schlechten Aphorismus, André Brie, zu zitieren, mit denen „in den Köpfen“. „Nur der andere Opa war der Nazi?“ lautet etwas umständlich der Titel der Veranstaltung, und es geht um die innerfamiliäre Verdrängung der Taten von Opa und – nie zu vergessen! – Oma. Sicher ist es schwer, eingestehen zu müssen, dass die Vorfahren Profiteure der Arisierung waren oder die Gaskammertür abgeschlossen haben. Doch will man ernsthaft behaupten, dass Hitler und Goebbels alles allein gemacht haben?
Am Freitag schließlich wird auf der Roten Insel unter dem Titel „Coke tötet!“ über Morde in Kolumbien berichtet, die höchstwahrscheinlich auf das Konto der von Coca-Cola bezahlten Paramilitärs gehen. Das ist sicher richtig, doch die Titel „Siemens tötet“, „Daimler mordet“ oder „Springer schreibt schlecht“ würde man auch mal gern lesen. Aber mit der Kritik der Konzerne daheim hat man es ja nicht so in der sehr deutschen Linken.
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